Da liege ich letzten Sommer in unserem
20-jährigen, noch dichtem Gummiboot und lasse mir die Sonne auf den
Ranzen scheinen. Ja, es gab tatsächlich solche Tage im Sommer 2014.
Vis a vis liegt mein grosser Sohn.
Knapp 5 Jahre alt.
Damals.
Nichtschwimmer!
Aufgeplustert mit einer Schwimmweste
macht er einem bunten und lustigem Huhn Konkurrenz.
Wir verbringen auf dem Zeltplatz nahe
von unserem Wohnort im Hauszelt aus meiner Kindheit die Sommerferien.
Wir wollten es eigentlich verkaufen und
haben dann festgestellt, wie viel Spass es doch macht.
An jedem sonnigen Tag kommen Freunde
vorbei und wir geniessen das herrliche Nichtstun.
Zurück zum Boot. Während meine
Gedanken höchstens zwischen dem nächste Espresso und einem Glace
hin und her wandern bin ich tiefenentspannt.
Mein Sohn quatscht mir die Ohren voll
und ich brumme ab und an ein zufriedenes „ehmmm..oder jaa...“
Ich bemerke nicht wie die 4 Jungs auf
dem ehemaligen Affenfels Pläne schmieden.
Als sie mein kleines Boot kentern und
ich ins ziemlich kalte und nasse Wasser fliege habe ich nur zwei
Gedanken.
Wo ist mein Sohn und wo ist Unten und
Oben..?!
Als ich wieder an die Wasseroberfläche
komme sehe ich meine Mutter auf uns zu schwimmen. Ich merke, dass
mein Sohn dank Schwimmweste an der Wasseroberfläche ist und rufe
meinem Mami zu, sie solle sich um ihn kümmern.
Unbekannt Kräfte setzen sich in mir
frei.
Fange an und schwimme den Jungs nach.
Früher war ich eine Topschwimmerin.
Betonung liegt auf früher...
Doch als der letzte dieser 4 elenden
Saugoofen den Sprungturm erreicht habe ich die Leiter auch schon
erklommen.
Viele, viele Jahre Jahre war ich nicht
mehr so ausser mir.
Mir lief, während ich diesen 4
ziemlich arroganten und anteillosen Jungs zusammen pfiff, der Rotz
zur Nase aus.
Entsetzt musste ich feststellen, dass
denen das am Arsch vorbei ging.
Keine Erklärung oder Eingeständnis
von ihrer Seite aus.
Nada. Nichts.
Ausgelacht haben sie mich.
Noch zitternd, aber plötzlich absolut
ruhig verlasse ich den Sprungturm und schwimme auf meine entsetzt vom
Seerand zuschauende Familie zu.
Meine Schwester hat alles fotografiert.
Alle Gesichter sind festgehalten für
die Ewigkeit.
Manchmal während man so richtig
ausflippt, lösen sich die Probleme von alleine.
Ich glaube in meinem Fall bekommt das
Hirn beim Schreien mehr Sauerstoff.
Ich kann dann blitzschnell denken.
Reagieren.
Diese Jungs sind 14. Sie reden nicht
denselben Dialekt wie ich.
Sie sind auf dem See.
Irgendwann kommen sie rein.
Unmöglich sind sie alleine hier.
Ich habe Geduld.
Viel Geduld...
Als ich sie wenig später bei ihren Eltern stelle, sind diese entsetzt. Als ich ihnen klar aufzeige, was
sie gemacht haben. Wie gefährlich es war. Wie sinnlos. Welche
Konsequenzen es hat. Und ganz abgesehen davon, dass man das nicht
macht., ihnen erkläre wie schnell bleibende Schäden zu erwarten
sind, wenn man unter Wasser ist...
Erst dann versuchen sie sich im
entschuldigen.
Immer noch sauarrogant!
Ich hätte es eventuell angenommen...
Das SORRY.
Wenn sie nicht immer gesagt hätten..
„Ey Mann, ich ha ned gwösst, dass de
ned cha schwemme..“
Nach dieser lächerlichen
Entschuldigung habe ich ihnen gesagt, dass solche Arschlöcher wie
sie niemals eine Lehrstelle finden. Weil man in keinem Betrieb solche
Menschen gebrauchen kann. Dass man sie nirgends gebrauchen kann.
Niemand sie nett finden wird. Ehrliche Freundschaft pflegen wird. In meinem Sicht Looser seien und der grösste Abschaum einer ganzen Nation!
Fehler darf man machen...aber solche
Entschuldigungen gehen nicht.
Nein.
Niemals!
Es hat mich tief befriedigt. Zu sehen
dass ihnen das Lachen vergangen ist.
Und was bringt das neue Jahr?
Besserung?!
Wohl eher nicht!
Meine Bleistifte sind gespitzt. Ich bin
ehrlich. Sage meine Meinung und bin tieftraurig, was hier zu Lande
und soeben in Frankreich geschehen ist.
Muss ich jetzt um mein Leben fürchten?
Nur weil ich eventuell eine eigene Meinung
habe und dazu stehe?
Einem Arschloch sage, dass es ein
solches ist..
Seid meinem Beitrag über Atomstrom
habe ich das nämlich unterlassen. Mich politisch oder zu
irgendwelchen Glaubensrichtungen zu äussern.
Auch wenn ich zu beiden eine rigorose
und klare Meinung habe.
Nicht dass mich wieder der
Sonntagsblick kontaktiert.
Ich weiss NICHT wie es in den Schweizer
Kernkraftwerken aussieht.
Ich bin kein Nuklearprofi.
Ich bin gelernte Bäcker-Konditorin und
arbeite heute schon lange bei einem Unternehmen, das irgendwie
niemand mag.
Ich natürlich schon!
Nur dass das so mal erklärt ist.
Bitte kein Sonntagsblick.
Merci!
Mich irritiert einfach wie wir heute
miteinander umgehen. Welches radikale Handeln wir an den Tag legen.
Immer irgendwie mit einer simplen Entschuldigung auf Lager. Oft ist
das bekackte Elternhaus, eine mobbendes Schuelgschpändli, die
Glaubensrichtung oder etwas noch dümmeres griffbereit.
Ein einfaches „Sorry, tut mir leid,
wollte ich nicht“ rutscht sofort und ohne zu überlegen über die
Lippen. Danach ist es vergessen.
Man hat sich ja entschuldigt.
Ist wieder gut...
Das Leben kann weitergehen..
Noch immer lese ich in den Zeitungen
von Gerri. Ja der Nacktschwanz Gerri.
Der wollte auch einfach Sorry sagen.
Geht halt einfach nicht.
Wie sich die sieben Zwerge
entschuldigen anlässlich der aktuellsten Botschaft aus Bern, das
erwarte ich mit Spannung.
Viele Handlungen in diesem kurzen neuen
Jahr. Wir suchen Schuldige und möchten, dass sich jemand dafür
entschuldigt. Anfangs Jahr in der Schweiz oder soeben auch in
Frankreich. Wo Kinder und viele Menschen unschuldig gestorben ist.
Ich bin entsetzt über dieses sich die
Schuld in die Schuhe schieben.
Eine Tat bleibt eine Tat.
Egal welchen Hintergrund, welchen
Glauben oder welche Verzweiflung wir mit uns bringen.
Gewisse Sachen sind einfach nicht
entschuldbar..
Mit liebem Gruss und auf ein friedliches 2015,
Eure Eve