Freitag, 27. Februar 2015

Body, bleib!

Kinder werden grösser.
Dass sich mit diesem Grösserwerden mir auch ungeahnte Probleme in den Weg stellen muss ich akzeptieren, aber noch lernen zu verstehen.
Ich rede hier nicht von einer Trotzphase oder Teenagerproblemen. Nein. Mir geht es wirklich nur um das „Wachsen“.
Das Optische...

So passiert es sozusagen an jedem Tag und kommt doch immer wieder total überraschend...

Wer weiss von was ich spreche?

Tag XY:
Leicht verzweifelt ziehe ich an dem Teil.
Versuche es zu dehnen. Ignoriere den eigerissenen Druckknopf und bestaune dann voller Freude meinen kleinen Sohn auf dem Wickeltisch.
Sehr süss!
Naja. Es kann sein, dass er nicht ganz aufrecht sitzen kann.
Schaut irgendwie etwas zusammengekrümmt aus, das Ganze.
Und die Ärmel reichen noch knapp über die Ellbogen.
Optisch ist kaum erkennbar, welche Farbe das Teil einmal gehabt hat.
Verdammt.
Es geht nicht mehr!!

Tieftraurig ziehe ich ihm den Body wieder aus. „Ein weiterer Schatz“, denke ich mir. Ein Stück Erinnerungen die unmöglich verkauft oder weitergegeben werden können.

Das sind die Momente, die meinen sonst so einfachen Mami Alltag zu rabenschwarzen Tagen machen. Mir ist bewusst, dass es verglichen zu anderen Sorgen „Peanuts“ sind, aber mir machen sie schwer zu schaffen.

Das Problem an diesen Schätzen ist: wohin damit?
Wo lagert man das ein?
Für wen lagert man das ein?
Wie viele Kisten braucht es für so eine Kinderzeit?
Schaut man das jemals wieder an?
Spontan kommen mir die Konzertfilmer in den Sinn. Da frage ich mich auch immer…verdammt, wer kuckt sich diese Videos in grottenschlechter Qualität und Gejohle vom Konzertnachbarn an?
Wäre es nicht einfach besser, den Moment zu geniessen? Aktiv zuzuschauen, die Musik aufzunehmen und bei grossem Bedürfnis einfach eine DVD zu kaufen. Solls ja geben...

Zurück zum Body. Momente mit ihm habe ich genossen. Sonst würde das Teil nicht ausschauen wie es ausschaut. Und doch kommt es nicht in Frage für mich, es einfach wegzuwerfen. Mir ist klar, dass ich unmöglich alles von meinen Buben aufbewahren kann. Trenne mich auch immer schnellstmöglich von materiellen Dingen, denen sie entwachsen sind...aber bei so vielen Kleidungsstücken trauere ich.
Dieser mittlerweile kackgrüne Body hat mir meine Freundin zur Geburt vom Grossen geschenkt. Es war eines der ersten Geschenke überhaupt die wir bekommen haben.
Kein Labelkleidungsstück, keine Designerware.
War niemals mehr als ein einfacher Body.
Verziert mit ihrer Handschrift.
Mehr nicht.

So schwer sollte das doch nicht sein...

Ich gebe mir einen Ruck.
Schmeisse es in den Abfalleimer...

...um mitten in der Nacht aus dem Bett zu steigen in den Keller zu schleichen und das gute Teil wieder rauszupopeln, erneut zu waschen und in die Kiste zu verräumen.
In eine weitere Kiste.
Zu anderen Schätzen. Die unmöglich jemals verkauft oder weitergegeben werden können.
Auch wenn der Plan eigentlich nicht so war.
Ich persönlich, und glaubt mir ich lebe wunderbar mit diesem Schaden, bin glücklicher, wenn das gute Stück bei mir bleibt.
Weil das tu ich für mich.
Und es macht glücklich...

auch wenn wir vielleicht bald anbauen müssen….


Mit liebem Gruss,
Eve