Mittwoch, 23. Oktober 2013

Affentheater


Ich schreibe heute von Affen und Schwänzen. Ich versuche einen Vergleich zu starten. Ich habe diese Geschichte immer und immer wieder gelesen. Nun ist sie bei meinem Lektor. Ich hoffe ich wirke nicht zu bieder. Denn das bin ich absolut nicht. Ich liebe mein Leben und bin sehr dankbar wie ich alles bis jetzt erleben durfte. Manchmal befürchte ich nur, dass das heute so gar nicht mehr möglich wäre.
Dann bedaure ich die heutigen Jugendlichen.
Doch lest selber...

In meiner Jugend waren Musikvideos hoch im Kurs. Zu jedem neuen Song gab es es ein Filmchen welches wir auf MTV anschauten und beurteilten.

So bin ich am letzten Samstag mit dem Auto von meinem Mann unterwegs und höre für einmal nicht meine Musik sondern Radio. Eigentlich höre ich schon seid Jahren kein Radio mehr. Mich nerven 99% von allen Moderatoren und ich mag auch die Musik nur ganz selten. Aber zurück zum Auto von meinem Mann. Ich habe vergessen meinen 8 GB Ipod, gespickt mit feinster Eve Musik mit zu nehmen. Seine Auto Musik mag ich nicht. Eigentlich hat er einen exzellenten Musikgeschmack aber im Auto hört er nur so bumm bumm Scheisse. Und so höre ich halt Radio. Dann kommt doch tatsächlich ein mir bekanntes Lied. Begeistert drehe ich am Rädchen und stelle lauter.
Sofort kommt mir das dazugehörige Video in den Sinn. Ich sehe verkleidete Affen die Strassen herunter tanzen.
Eine Hundertstelsekunde überlege ich mir ob ich dieses Lied vor Jahren auch so gemocht habe oder ob ich heute einfach ausflippe weil es aus meiner „Jugend“ ist!
Scheissegal. Heute mag ich es.
Ich singe lauthals mit...

Musikvideos damals waren kult. Hatten ein Thema und manchmal sogar einen Sinn.
Ich kann mir kaum vorstellen dass es heute noch um Affen geht.
Also um Echte...

Machen das die heutigen Jugendlichen auch noch? Kucken die noch Musikvideos? Gibt es heute überhaupt noch Musikvideos? Also ich meine nicht diese Softpornos wo irgendwelche Kinderstars andauernd die Zunge raus halten und in irgendwelchen Posen es mit 3 anderen gleich billig aussehenden Menschlein treiben. Auch komisch finde ich dass es ja im Song oft rein gar nicht um das gezeigte im Video geht. Hauptsächlich geht es um Sex. Während die Sänger von etwas ganz anderem singen. Ich frage mich auch ob es MTV überhaupt noch gibt? Weil wenn ich von einem Musikvideo erfahre dann nur wenn es in 20 Minuten wegen seiner Peindlichkeiten erwähnt wird.
Ich habe geschätzte 1000 Fernsehsender aber Musik sehe ich nirgends wo.

Wir leben in einer komischen Welt.

Ebenfalls ein Thema in meiner Jugend war HIV und AIDS. Wir waren top informiert und aufgeklärt. Ich war 11 Jahre alt als Freddy Mercury starb. Ab diesem Augenblick wusste jedes Kind was HIV war.  
Es war beängstigen und jeder versuchte sich zu schützen.
Die letzten Jahre hat diese Angst etwas abgenommen. Ich beobachte diese Lässigkeit mit Sorge.
Da fahr ich letzthin mit dem Zug nach Hause und sehe ein HIV- Stop Aids Plakat. Mein Rüssel hat Schnupfen. Steht dort. Ich frage mich ob das lustig ist. Oder erschreckend? Oder was. Ich studiere und frage mich was die Organisation damit erreichen will. Schnallen die heutigen Jugendlichen diese so wichtige Aussage. In einem Zeitalter wo in einem Musikvideos, öffentlich zugänglich für alle, im Internet und auf jedem Mobiltelefon das normalste der Welt pornografisch dargestellt wird. Sex wird verkauft. Sex ist ein Geschäft. Jeder der es im Schlafzimmer ganz normal mit seinem Partner macht wirkt wie ein langweiliger Spiesser.

Ich will nicht hören dass der Rüssel von meinem Gegenüber Schnupfen hat. Ich will wissen mit wem ich mich einlasse. Ich will hören wenn jemand krank ist. Verdammt ich schütze meine Buben besser vor einem Husten als die sich vor HIV. Ein Schwanz kann nun mal keinen Schnupfen haben. Also nennen wir die Sache beim Namen.
Hören mit diesem Rudelbumsen unter zwanzig auf.
Sagen wir unseren Kinder dass es das nicht braucht um irgendwen zu sein.
Zeigen wir ihnen auf dass es nicht alle so machen.
Erklären wir ihnen dass sie einzigartig sind.
Dass sie auf sich acht geben müssen.
Mädchen wie Buben.
Und schützen wir uns vor HIV.
Denn auch wenn AIDS heute als nicht mehr tödlich gilt und die Panikmache vor AIDS als schädlich für die HIV Prävention angeschaut wird, bin ich immer noch der Meinung dass ein Leben ohne HIV angenehmer ist als mit.

...und bitte ihr Videoproduzenten...lasst wieder Affen tanzen..!

Herzliche Grüsse,
Eve


Mittwoch, 9. Oktober 2013

"Schlof emol!"


Heute ist Mittwoch!

Boaeh. Ich habe es versucht. Glaubt mir. Wirklich. Aber es geht nicht. Ich gebe auf und betrachte das Experiment als gescheitert.
Ich finde ja eh, dass es extrem überbewertet wird.
Dieses Schlafen.
So etwas sinnloses.
Unnütz.
Und ganz bestimmt auch nicht gesund.
Ihr denkt, jetzt habe ich eins an der Waffel?
Okay, ich versuche mich in Erklären.

Diesen Sonntag habe ich mir vorgenommen, dass mir etwas mehr Schlaf bestimmt nicht schaden könnte. Ich laufe an diesem Samstag einen Halbmarathon und mir sind auf der Arbeit in letzter Zeit Fehler passiert (über die berichte ich noch), die mir in meiner ganzen Kariere noch nie widerfahren sind. Dann habe ich auch noch eine wichtige Sitzung vergessen, weil ich sie in der Agenda nicht eingetragen habe. Leise Selbstzweifel haben mich befallen, und ich habe mich ein bisschen ab mir gefragt. Nett ausgedrückt.
Ich mache keine solchen Fehler und verpasse sicher keine Meetings, wo es etwas zu futtern gibt. Auch wenn es nur Häppchen sind. Never! Ich liebe Apéros!

Klar, ich kann dieses unübliche Verhalten auf den vierten Geburtstag von meinem Sohn schieben. In diesen Geburtswoche von meinen Söhnen bin ich eh immer ein bisschen emotional doof! Ich hoffe, dass ich dies bis zur Volljährigkeit in den Griff bekomme.
Dann haben wir in der Familie sehr viel Glück gehabt. Dachte doch, ein Herz es müsse kurz rumzicken! Ich bin sehr dankbar, funktioniert es nun wieder, und wir müssen nicht schon wieder auf ein Familienmitglied verzichten.
Auch das hat mich emotional doch mehr hingenommen als ich es zugegeben habe.
Ich bedanke mich bei der Rega, habt ihr gut gemacht!

Also. Eine emotionale Woche in den Knochen. Geplagt von Selbstzweifeln und diese 21.9 Kilometer vor dem geistigen Auge habe ich am Sonntagabend nach dem Tatort, (jawohl ich oute mich, ich liebe den Tatort!), etwas vor 22 Uhr zusammen mit meinem Mann das Stockwerk gewechselt.
Da lag ich nun. Hellwach. Nicht müde.
Ich habe dem Beamer-Uhrzeiger an meiner Wand zugeschaut wie die Minuten verstrichen. Irgendwann etwas vor 23 Uhr hat es mich dann genommen.
Um 01.30 hatte der kleine Mann Hunger.
Irgendwie war ich nach diesem Boxenstopp erneut hellwach.
Ich überlegte kurz, ob ich echt die Toiletten putzen sollte...
Um 6 Uhr ein erneuter Schoppen.
Dann um 6 Uhr 15 geht der Wecker vom Partner.
Soll ich nun duschen gehen...?!
Endlich um 8 Uhr stehen beide Buben auf.
Völlig geschafft quäle ich mich aus meinem sonst so bequemen Hüsler-Näscht.
Ich schwöre euch, ich habe Druckstellen!
Vom Liegen!

In der Nacht vom Montag auf Dienstag bin ich gleich konsequent.
Gestern verlängere ich auf 23 Uhr.

Mir geht es elend.
Mir fehlt etwas.
Mir fehlt die Zeit.
Meine Zeit.

In dieser Zeit von 22 Uhr tanke ich Kraft. Kraft für den nächsten Tag. In diesen Stunden bin ich nur ich. Kein Lärmpegel, keine Fragen, keine Antworten, keine Sorgen, keine Pflichten.

Vielleicht muss ich mir eingestehen, dass auch ich auf der Arbeit „Böcke“ schiesse. Das jedem mal ein Fehler passiert, man auch mal ein Meeting vergessen kann und ein Halbmarathon exakt gleich weh tut, ob man nun 8 Stunden oder wie ich es mag nur 5 Stunden geschlafen hat in der Nacht.

Ich habe es ausprobiert. Mehr schlafen liegt mir nicht.

Herzlich eure,
Eve