Donnerstag, 10. Juli 2014

Tick

Himmelherrgottsakrament...

Sagte „amigs“ mein Grossvater, im Ostschweizer Dialekt gesprochen, sehr aussagekräftig!
Ich bin ja wirklich tolerant.
Aber irgendwie muss auch ich nicht alles verstehen, oder?!

Ich habe nämlich für Menschen mit so ziemlich allen Ticks, Marotten, Angewohnheiten, Zwänge und Mödeli Verständnis.
Eigentlich amüsieren sie mich sogar. Es fasziniert mich schon viele Jahre, Menschen mit ihren Angewohnheiten zu beobachten und diese zu registrieren.
Ich liebe das.
Betrachte es als Hobby!
Lerne immer wieder neue und noch speziellere Angewohnheiten kennen.

Nicht nur ich habe einen Schaden!
Nein, nein, nein, andere auch.

Wuff...

Wenn ich mit Vorliebe den Schnudder hochrotze, einen Fototick habe und nur Biomilch kaufe.Ich Farbstifte immer gespitzt haben will. Meine Wäsche gerne bügle und auf Toiletten auswärts konsequent nur in die rechte Abteilungen pisse. Meine Brille mit dem rechten Zeigefinger unnötig oft hochschiebe und non stopp quatschen kann, muss bei meiner Freundin die Lautstärke im Musik Player immer gerade sein und die CDs müssen mit der Schrift korrekt ausgerichtet verräumt sein.
Ich kenne Männer, die möchten zum Zmittag jeweils eine Kanne lauwarmen Tee mit Zucker bereitgestellt haben. Und wehe, die Temperatur stimmt nicht. Mein Mann (ha, geil!) steckt gelesene Briefe den hohen Weg retour ins Couvert (eine Angewohnheit die mich übrigens saumässig nervt...)
Meine Mutter kann nichts wegschmeissen und legt sogar die Cumulus Abrechnung ab. Das kommt mir wieder zugute, wenn ich eine Quittung von 1993 suche. Meine Mutter hat sie. Mit einem Griff!!
Einfach dass es erwähnt ist. Ich verliere sie nun...
Ich sehe die bekannten null acht fünfzehn Nägelkauer. Sie kommen in jedem Bildungsstatus und Alter vor. Ich kenne auch die Nägelhäutchenkätscher. Es gibt Knochentätscher und Knochenzieher. Manche können das sogar mit dem Nacken. Respekt!
Ich habe Verständnis für die Mundwandinnenhautfresser. Manchmal tun sie es stressbedingt, manchmal einfach so zum Zeitvertrieb. Sie tun es bis es weh tut. Aber dann ist es gut!
Unser Vater hat salzige Erdnüsschen geliebt. Gegessen hat er aber nur die Ganzen. Mein Sohn kann nur mit seinem Dimpel schlafen. Es ist ein Hase, welcher er zur Geburt bekommen hat. Seine Ohren sind vom Rumzwirbel schon ganz kaputt und haben Löcher! Manchmal unter dem Tag reicht es auch nur kurz an dem Viech zu riechen. Der beste Duft, wie er meint...

Natürlich habe ich auch noch rumgefragt. So auch auf meiner Chlämmerlisack Facebookseite (https://www.facebook.com/Chlammerlisack) Dort berichtetet man mir auch von lustigen Ticks. Ich lerne jeden Tag neue kennen.
So weiss ich nun von Menschen, welche immer zwei M+M`s auf einmal in den Mund stecken. Bei den einen müssen es zwei Gleichfarbige sein, bei den anderen ja nicht. Ich kenne neu den mir absolut unverständlichen Zwang, den Geschirrspühler von hinten nach vorne zu befüllen. Anscheinend gehört auch meine Mutter zu dieser Spezies. Ich wusste nichts davon. Schmeisse ich doch ohne Plan alles hinein.
Dann gibt es scheinbar Menschen, die haben immer ihre Sonnenbrille dabei. Ob nun die Sonne scheint oder nicht. Und es gibt Frauen, die nach dem Zähneputzen zwingen Lippenpomade brauchen. Ganz geil finde ich auch die Angewohnheit den Wecker auf :01Uhr zustellen. Wie wenn es diese Minute ausmachen würde.



Ich verstehe sogar Menschen, welche wegen einer Erkrankung den Kopf dreimal oder mehr an die Wand schlagen müssen, bevor sie das Haus verlassen können. Non stopp die Hände waschen
oder sich die Haare ausreissen. Auf dem Zebrastreifen nur auf die gelben Markierungen auftreten oder in einem Tourette Anfall wüste politische Parolen schreien. In der Metzgerei! Verdammt, das soll vorkommen. Diese Menschen sind krank.

ABER..

Ich habe null Verständnis für Frauen die nicht einparken können.

Nicht für die, welche es einfach nicht können und ein paarmal üben.
Ich spreche von denen, welche es sich bewusst sind. Und es trotzdem tun!
Sie wissen, dieses Parken wird ein unmögliches Unterfangen. Und sie wagen sich trotzdem Woche für Woche in ein öffentliches Parkhaus.
Sie fahren ein Auto welches sie nur fahren können. Punkt. Nichts anderes. Dieses Auto muss nicht einmal unnötig gross sein. Ich will hier keine SUV oder Minivan Diskussion anheizen.
Nein!
Sie kann es einfach nicht.

Was tut eine solche Frau?
In der Not?
Genau!
Sie hat EINEN Lieblingsplatz.

Im Migros Buchs. Im Aargau. Befinden sich diese im Zweiten Obergeschoss. Zweite Abbiegung Rechts, gerade aus. Dort wo dieses kleine Fruchtlaschtwägeli geparkt ist.
Vielleicht würden sie ja auch gerne einen dieser breiten Familienparkplätze benutzen. Wer weiss es genau. Leider werden diese konsequenterweise von Menschen rund um das Rentenalter benutzt. Selten steigen aus dem Auto mehr als zwei Menschen aus und nie sehe ich einen Kinderwagen/Maxi Cosi. Aber das ist ein anderes Thema und würde den heutigen Rahmen sprengen.

Laut Internet verfügt das Wynencenter Buchs über 914 Gratisparkplätze! Ich kaufe am Donnerstag ein. Spätestens um 9 Uhr bin ich dort. Ich schätze zu diesem Zeitpunkt sind locker 600 Plätze noch frei. Wenn nicht mehr.
Doch Mutti XY hat Pech. Ihr Platz im zweiten OG ist bereits besetzt.
Nun geht sie nicht einfach auf einen der vielen freien Plätze.
Nein.
Sie wartet.
Dies tut sie auf Höhe der Einkauswägeli. Nicht rechts parkt sie. Nein das wäre ja noch elegant. Nein, sie Parkt in der Mitte von der Strasse direkt vor ihrem Parkfeld.
Und wartet.
Lange.
Halt so lange wie dieser fiese Parkplatzbesetzer so einkaufen mag.

Das Auto hinter ihr ist etwas verunsichert. Ich vermute, es ist ein Rentner, welcher keinen Familienparkplatz ergattern konnte. Aber er hat ja Zeit. Hinter diesem Auto ein ebenfalls geduldiger Kleinwagen. Danach kommt eine Mutter, welche irgendwann wieder zu Hause sein muss. Diese hupt erstmals ein weneli agressiv und versucht dann, die ganze Kolonne links zu überholen. Der Platz ist eng und das Hupen hat den Rentner erschreckt oder aufgeweckt und dieser will nun ebenfalls die Mutti XY überholen. Das wiederum führt zu einer beinahe Karambolage.
Dann komme ich. Weisser T5. Ich sitze hoch oben. Während ich mich an ihr vorbeiquetsche, schaue ich sie vorwurfsvoll an und verwerfe den Kopf. Auf gleicher Höhe wo sie wartet ist links einer frei geworden. Ich parke dort. Der Rückstau geht nun bereits bis zum Parkhausausgang. Während ich mein Kind abschnalle lässt sie das Fenster runter und fragt mich was mein Problem sei?
Ich frage sie: Mein Problem?!
Sie: Ja! Und ob ich denn keine Zeit habe...?
Ich sagte ihr dann, dass ich es einfach furchtbar schade finde, dass nur weil sie nicht parken könne jetzt im gesamten Wynencenterparkaus niemand mehr parken dürfe!
Darauf meinte sie, sie könne halt mit diesem Wagen nur ganz schlecht parken...
Darauf hin hat sich dann prompt mein schlechtes Gewissen angemeldet. Huch, dachte ich mir, ist diese Frau echt gehbehindert oder so?! Aber nein. Kurz darauf verabschiedete sich die Frau mit: Es sei ja unmöglich, wie schlecht ich bereits am morgen früh gelaunt sei. So etwas möchte sie nicht sehen und parkte in ihrem endlich freigeworden Parkfeld.
Hallelujah!

Sie hat übrigens keine sichtliche Behinderung. Sie hat einfach einen unmöglichen Tick und sehr hohe Schuhe an. Sie ist sich dessen bewusst und nicht bereit etwas daran zu ändern. Schade!

Soll noch jemals einer was gegen mein Hochrotzen sagen. Ich bin voll normal.

Ich hol mir jetzt mal ein Taschentuch,
Adee
Eve