Montag, 17. Juni 2013

Wer lesen kann ist im Vorteil...denkste!!


Ich mag mich gut daran erinnern wie ich so da lag. Frisch entbunden worden von meinem Sohn und eine Stinkwut im Bauch auf meine Freundin.
Nichts aber gar nichts hat sie erzählt.
Was da alles auf mich zukommen würde.
Vor allem gefühlstechnisch!!

Dies wurde mir heute wieder einmal aufs Neue klar.

Wir walken durch unseren Bezirk. Schritt für Schritt einem neuen Lebensgefühl entgegen. Um halb acht zwängen wir uns aus den Federn. Jeden Sonntag. Bei jedem Wetter! 3 Mütter. Allesamt gute Schläfer zu Hause. Inklusive Männer. Niemand zwingt uns. Weiss nur der Teufel, warum mein Ranzen das nicht schätzt und endlich kleiner wird! Mehr als 3 Jahre Training ignoriert er nun bereits erfolgreich.

Während diesen 2 Stunden und unzählig gelaufenen Schritte diskutieren wir alles. Wir weinen, reden, besprechen und motivieren uns. Manchmal streiten wir uns, aber noch öfter lachen wir auch, bis die Bäuche zittern....

Nichts scheint dieser Freundschaft etwas anhaben zu können. Hier im Wald schweisst es uns zusammen. Macht drei total verschiedenen Frauen zu Verbündeten. Freundinnen halt.

Jede von uns hat Kinder. Unsere Quote scheint 3,2,1 zu sein. Geschehen nicht Wunder denke ich, sie bleibt so.

Als wir an diesem traumhaften Sonntag Morgen also den Eichberg bezwungen haben und wir uns dem Abstieg nähern, haben wir ausgeredet. Jobpläne sind geschmiedet. Die fehlenden Entwicklungen der Kinder werden positiv geredet. Die neusten Familiensorgen ausdiskutiert und ein Frauen Nachtessen geplant. (Der Bauch brauch ja Futter bei dem vielen Sport, hihi..)
Dann kommen wir in Fahrt. Wir stellen Theorien auf. Wir meinen, mit einer weiteren Schwangerschaft und Geburt könnte FRAU Vorhergegangenes eventuell optimieren. Richtig machen. Spass daran haben. Aus Fehlern lernen.
Mit jedem Kind könnte es einfacher werden...!
Noch während dem Laufen merke ich, dass das alles Humbug ist.
Besser machen? Optimieren. Ich lache laut auf.
Ich selber habe es nicht geschafft.
Jedes Mal, wenn ich mich darauf konzentriere, wie es beim ersten Kind gewesen ist und das beim zweiten auch so umsetzen möchte, macht mir der kleine Mann einen Strich durch die Rechnung. Alles ist neu, halt anders. Und langsam denke ich, es wird so bleiben. Mein Leben lang.

Mein Gott. Ist das Logbuch für werdende Mütter nicht einfach grausam schlecht geführt? Auf nichts aber gar nichts wirst du aufmerksam gemacht.

Ein kleiner Vergleich?
Okay.

Ich besitze einen VW Bus. Wunderschönes Teil. Geräumig.
Für die kommenden Ferien wollte ich die Sitzpositionen ändern.
Platz schaffen.
Gewaltige Ideen hatte ich im Kopf.
In etwa so, wie sich eine Schwangere gewisse Sachen nach der Geburt vorstellt.
Tolles Kopfkino.
Oft sehr romantisch und gut überlegt.

Zurück zum Bus.
Die Sitzbank nach vorne. Ein einzelner Sitz nach hinten.
Soweit mein Plan.
Schnell wurde mir beim Begutachten der dafür vorgesehenen Schienen klar, irgendwie geht das nicht.
Entnervt hebe ich den bestimmt gut 30 Kilo schweren Einzelsitz aus dem Auto.
Wer verdammt ist bei VW für die Sitzplatzanordnung zuständig.
Sicher ein Mann...
Ich schaue einmal von links dann rechts.
Kein hilfsbereiter Mensch in unmittelbarer Nähe.
Mit Weinen komme ich somit nicht weiter.
Also richte ich ladylike meine Kleidung, fluche einmal so richtig feste und krame etwas genervt die „Betriebsanleitung“ heraus.
Ich zitiere, Seite 83: Einzelsitze niemals hinter der Dreier Sitzbank einbauen.
Scheisse denke ich, bei den Franzosen geht das doch auch!
Aber das Problem ist gelöst.
Wer lesen kann, ist im Vorteil.

Und nun der Vergleich:

Donnerstag ist bei uns Spielgruppentag. Ich bin gerne pünktlich. Vorbereitet.
Das alles bereitet mir eigentlich auch mit zwei Kindern keine grosse Mühe.
Rechtzeitig wecke ich die Buben. Dann wird gefrühstückt, Zähne geputzt und schon bald sind wir abfahrtbereit. Ganz normaler Ablauf.

Doch beinahe an jedem zweiten Donnerstag Morgen kurz vor Abfahrt, entscheidet sich unser zweites Wunder, seine gesamte und mühsam getrunkene Milch auszuspucken. Auch auf mich. Zeitmanagement passt noch. Also mit 2/3 rauf und in neue Kleider. Mein perfektes Hausfrauenbild gerät langsam in Schieflage. Sicher schauen wir auch in der zweiten Kleidergarnitur akzeptabel aus… aber es ist halt nicht wie geplant.
Dann wieder runter. Frühstücktisch aufräumen. Alle Kinder runter. Schuhe anziehen. Wieder hochspringen da wir etwas vergessen haben. Nicht die Nerven verlieren, weil wir noch nachschauen müssen, ob echt der Postbote schon gekommen ist und der grosse Mann natürlich selber aufschliessen möchte. Wenn wir jetzt abfahren, denke ich im Stillen, dann sind wir noch immer supergenial pünktlich bei den Ersten...
Ich setze mich selber unter Druck. Niemand verlangt bei den Ersten zu sein. Ich bin mir dessen bewusst.
Dann hebe ich den kleinen Mann in den Maxi Cosi. Irgendwie, fragt mich nicht wieso, hebt man automatisch Babys immer an der eigenen Nase vorbei. Ist euch das auch schon einmal aufgefallen. Mütter riechen immer an den Windelpopos der eigenen Kindern.
So während dem Anheben denke ich nein...!!
Jetzt hat der auch noch die Windeln vollgedonnert.
Heilige Scheisse...
Also hoch. Es kommt zum erneuten Kleiderwechsel. Entnervt ziehe ich das, was halt so kommt zum Kleiderkasten heraus.

Wir kommen auf die Minute genau in der Spielgruppe an.
Nein, nicht zu spät.
Aber ich fühle mich nicht gut.
Habe meine Erwartungen hoch angesetzt und konnte sie nicht einhalten.

Keinem Mensch fällt auf, dass wir „zu spät“ sind.
Wenn ich ehrlich zu mir bin, weiss ich, dass es wohl allen so ergangen ist heute Morgen...

Wenn das mit den Kindern nur so einfach wäre wie bei meinem VW Bus. Wir lesen und lesen. Wir setzen uns unter Druck. Abertausende richtige Antworten. Jeder hat noch einen Tipp. An gewissen Tagen überrollen uns Selbstzweifel, Vorwürfe, Angst und Schrecken mit einander. Manchmal habe ich das Gefühl, am Abend sei nur noch meine Hülle da. Der Rest sei ausgesaugt und liege irgendwo...unauffindbar. Ausgespuckt ;o)

Versteht mich nicht falsch. Meine Tage sind wundervoll. Doch auch wunderbare Tage fordern dich. Immerzu diese verdammt Angst. Mache ich es recht. Geht es ihnen gut?!

Simis und mein Vorschlag ist für den Arsch. Silvia könnte noch gut 5 weiter Kinder bekommen. Irgendetwas würde immer sein. Aber wir werden auch das ausdiskutieren. Nächsten Sonntag um halb Acht.

Hebeds Guet,
Eve