Samstag, 7. Juni 2014

Shout!

Diese Geschichte ist schon lange in meinem Kopf.
Gedanklich habe ich sie schon zig mal erzählt.
Ich denke heute ist der ideale Moment sie euch zu erzählen.
Wenn nicht heute, wann dann?!

Viele denken dass der Anfang ein kleines blaues Auto mit Unterbodenbeleuchtung war.
Ein VW G60.
Das ist so nicht ganz richtig..

Es war dieser Sommerbeginn.
1998.
Ich war gerade Volljährig geworden. Unbegrenzt viele Möglichkeiten standen vor mir.
Abgesehen von meinem scheiss Ausbildungsplatz, lief  gerade alles hervorragend.
Dann stirbt ein ehemaliger Schulkollege.
Unerwartet und rasch.
An Krebs.
Und viele Jugendliche aus einer gesamten Kreisschule sind zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert.
So auch ich.
Nach einer sehr emotionalen Beerdigung treffen sich viele Jugendliche aus meinem Dorf im Wald.
Alle Cliquen vermischen sich. Die Grossen von der Linde geben sich mit uns, aus dem Bürgi, ab. Bei reichlich Alkohol wird über den Sinn und Unsinn vom Leben diskutiert.
Ich erinnere mich noch heute an jedes Wort das Ro erzählt hat. Wie er so da sitzt. Dünn, furchtbar dünn, an einer Zigarette ziehend.
Ich bin im gleichen Quartier aufgewachsen. Mit diesem furchtbar dünnen Menschen. Sein Bruder ging mit mir in die Schule. Ich kenne die Familie.
Ich finde ihn..unscheinbar.
Mir gefällt sein kleines blaues Auto.
Mehr nicht.
Während er also so redet fällt mir auf dass es sein könnte dass ich ihn gar nicht kenne.
Mit voller Wucht fällt es mir auf.
Der ist gar nicht langweilig. Der ist interessant.

Sechzehn Jahre später.
2014.
Seid diesem Tag hat mich Ro zu keinem Zeitpunkt gelangweilt.
Was er erzählt macht Sinn.
Ich habe gemerkt dass er meine ideale Ergänzung ist.
Dieses ruhige, besonnene und überlegende.
Alles Sachen die an mir abgegangen sind.
Vieles was ich erreicht habe darf ich auch Ro verdanken.
Seine grandiose Unterstützung, sein gut reden, seine Positive und sehr grosszügige Art ist ein grosses Geschenk.
An einem Mann..

Aber diese Geschichte wäre kitschig und nicht ganz so erfolgreich wenn es nicht auch eine Andere Seite gäbe.
Dieser Mann ist auch stur. Bockig und kann mich wahnsinnig machen.
Es gab mehrere Momente wo ich ihn am liebsten erschlagen hätte.
Wenn er etwas im Kopf hat bringt man eine andere Meinung (meine!) fast nicht rein.

Wenn er etwas gut findet wird das subito gemacht. Ist er anderer Meinung oder sich (noch) nicht sicher kann es länger dauern oder wird grosszügig ignoriert.
Dann kann ich mich auf den Kopf stellen, einen Tobsuchtsanfall bekommen oder auch wunderbar drohen.
Da nützt rein gar nichts.

Ich musste lernen dass ich zwar die Hosen trage aber ganz oft doch nichts zu melden habe.
In meinen Hosen..

Ein Grosses Thema war bei uns stets das Heiraten.
Wenn mich Menschen fragen warum ich nicht verheiratet bin sage ich oft wir hätten den Zeitpunkt ein bisschen verpasst.
Auch das stimmt so nicht ganz.
Wir zwei haben einfach ganz verschiedene Erwartungen an diesen Tag.
Kurz gesagt.
Ro hat keine!

Ich.
Naja..

Er möchte mit gemieteten (!!) Trauzeugen ins Standesamt und 10 Minuten später als verheirateter Mann wieder raus.
Kein Tamtam.
Und um Himmels Willen bloss keine Spiele!

Ich habe als junges Mädchen Samstag für Samstag vor unserer Dorfkirche verbracht.
Habe zig Hochzeiten gesehen und mit meiner Schwester ein „Ranking“ erstellt.
Als Hochzeitscrasher im schönsten Mädchenkleid mich unter die Gäste gemischt.
Ich weiss ziemlich genau was ich will.
Und das alles weiss ich schon verdammt lang.
Ich möchte Familie um mich, hunderte Freunde, Kinder die Ringe bringen, Ballone die davon fliegen.
Ich möchte einen gewaltig grossen Apero von „meiner“ Bäckerei.
Ich weiss wie mein Ring ausschaut.
Ich möchte einen Zauberer.
Es soll alles geben. Von Süss bis Salzig. Von Kalt zu Warm. Alles..
Ich möchte einen Starfotographen. Abertausend schöne Bilder.
Es soll Musik haben. Meine Lieblingsmusik. Nicht live aber aber ab CD.
Ein Altmodisches Kinderkarussell.
Ich möchte das Swissjazz Orchestra das Scharlachrot spielt. Darin Büne Huber der nur für mich singt...Bitte in einem Anzug. Argh...
Eine gemietete Eleanor.
Es soll zu Shout getanzt werden. Stundenlang. Wie sich das für einen Wedding Crasher gehört!
Anstatt einem Polterabend, da sind wir uns übrigens einig, wir hassen Polterabende, verbringe ich eine Woche in der Karibik.
Mit meinen Freundinnen.
Und viel Pina Colada.

Irgendwann in unserer langjährigen Beziehung hat dieses nicht verheiratet sein keine grosse Rolle mehr gespielt. Erst Recht ab diesem Zeitpunkt wo ich in kein Traumvorstellungskleid mehr gepasst habe.
Ich hatte immer 2 Vorsätze.
Ich heirate nicht schwanger und ich will nicht die Dickste auf dem Fest sein.

Während ich still meine Träume begraben habe hatte Ro zu diesem Thema noch immer genau eine Meinung.
Nämlich keine.

Ich habe ihm zwei Ultimatum gestellt.
Das Erste ist im Herbst 2003 mit der Eröffnung der Dritten Baregg Röhre verstrichen.
Bis dann wollte ich eigentlich verheiratet sein.
Um dann eine Familie zu gründen.
So mit 25...


Ich habe dann 2009 unser erstes Kind geboren.

Alle gemeinsamen Träume haben wir bis dorthin erfolgreich umgesetzt.
Wir haben ein Haus gekauft.
Ausbildungen und Weiterbildungen abgeschlossen.
Jedes Jahr neue Autos gekauft.
Waren zig Mal im Urlaub und haben eigentlich ein recht angenehmes Leben geführt.
Sind als Familie zusammen gewachsen.
Halt mit 2 Nachnamen aber als sehr gutes Team.
Wir ergänzen uns.
Wir vertrauen uns blind.
Und ja, wir lieben uns.

2012 haben wir dann mit der Geburt vom zweiten Wunschkind unsere Familie komplett gemacht.
Wir hatten in den vergangenen sechzehn Jahre verdammt viel Glück.
Ich habe einen TOP Partner an meiner Seite.
Nach 16 gemeinsamen Jahren habe ich fast mein halbes Leben einen besten Freund.

Mein zweites Ultimatum welches offen kommuniziert wurde war dass ich nicht mehr heirate nachdem unser Sohn in dem Kindergarten ist. Mit dem Namen welcher es sich am ersten Tag vorstellt wird er leben. Sein Leben lang.
Unser Sohn kommt diesen August in den Kindergarten.

Und siehe da...


Gestern. Am 6.6. 2014 habe ich die Hosen ausgezogen. Auch ein „Widdergrind“ muss mal nachgeben!
Exakt 16 Jahre nach unserem Ersten Kuss.
Ich bin in ein kurzes, weisses gestiegen und habe im engsten Freundes/Familienkreis ohne Tamtam und ohne Spiele geheiratet.
Wir haben eine Lösung gefunden die uns beiden zusagt.
Für alle Überraschend. Wir haben dieses Geheimnis über ein halbes Jahr geheim gehalten und unsere Familie und die engsten Freunde erst am Morgen vom Hochzeitstag informiert. 
Ebenso, die nicht gemieteten, Trauzeugen....!!


Und jetzt Shout…,
Verdammt ich schrei vor Glück!
Eve

https://www.youtube.com/watch?v=QxCHyA10XJU
oder noch viel geiler und mehrmals live erlebt!
https://www.youtube.com/watch?v=TuHF29SkWsI (ab 5:45)



Nachtrag:
Ich sage euch es war ein wunderschöner Tag. Beinahe schon unvorstellbar perfekt. Wir haben hier ein unglaubliches Grüppli Menschen um uns. Sie sind spontan und sehr aufmerksam. Abgesehen davon dass ich Büne Huber gestern nicht am Hallwilersee angetroffen habe und die Eleanor durch ein schnelles Boot ersetzt wurde könnte ich jetzt keinen Punkt erwähnen der mir so spontan gefehlt hätte.

Danke euch.