Dienstag, 18. September 2012

Kaiserschnitt. Meine Geschichte.

Ich weiss ich weiss. Schon lange kein neuer Beitrag. Aber hier bin ich wieder. Seit Juli haben sich die Ereignisse bei uns zu Hause überschlagen. Dann am 22 ten September hat sich der Sturm gelegt und der munzig kleine D. hat unser Familien Team komplett gemacht. Wir sind nun ein sehr glückliches 4 er Team.

Doch in diesem Beitrag muss ich die letzten 9 Monate und die letzten 27 Tage kurz aus meiner Sicht präsentieren. Ich denke das habe vor allem ich verdient. Ich mache das für mich. Ich werde damit meine Geburt und Schwangerschaft verarbeiten. Achtung dieser Beitrag wird lang! Wer sich das nicht antun möchte. Weg hier. Draussen scheint die Sonne...
Ein, zwei Frauen werden sich vielleicht nun überlegen ob so eine Schwangerschaft erstrebenswert ist. Ein paar weitere werden den Kopf schütteln und lächeln. Weitere wissen nun dann genau weshalb sie sich das sicher nicht antun und für ganz viele Frauen wird es nicht so gewesen sein. Das ist auch gut so. Doch es gibt's sie nun Mal. Die Geburten meiner Art. Leider werden sie auch 2012 immer noch Totgeschwiegen oder sogar belächelt. Ich werde darüber sprechen. Mein ganzes Leben lang. Die Dramatik wird abnehmen doch ehrlich werde ich bleiben. Das bin ich und so bleibe ich. Es ist unmöglich eine normale Geburt mit einem Kaiserschnitt zu vergleichen. Es gibt kein richtig oder falsch. Doch meistens ist eine normale Geburt verarbeitet wenn das Kind auf der Welt ist...während unsere Verarbeitung dann erst beginnt! Doch eins mag ich nicht! Ich hasse die Aussage:
"Hauptsache draussen!"

Ich lese Elternratgeber, besuche Geburtsvorbereitungkurse und bin rückblickend etwas erstaunt. Alles wird erwähnt, nur die Wahrheit nicht. Dann gibt es sehr gute Kaiserschnittsberichte. Doch die sind mir persönlich wieder zu dramatisch. Ich empfinde beide Kaiserschnitte als "normal". Ich hätte sie mir niemals gewünscht doch ich bin dankbar geht es meinen zwei Buben nun gut. Ohne diesen "Einschnitt" wäre das niemals möglich gewesen. Ich finde es nur schade achten die Ärzte bei dem ganzen Gemetzel nicht auf die Eltern und das ungeborene Kind. Bei aller Routine geht so viel Menschlichkeit verloren!

Seit meiner ersten Geburt 2009 wusste ich das alles anders kommen kann als erwartet. Ich bin relativ gut damit umgegangen. Ich hatte eine problemlose Schwangerschaft mir ging es gut, ich habe lange 100% gearbeitet. Ich hatte in der 40 SSW angekommen in sämtlichen Körperteilen Wasser und war etwa so aktiv wie eine Nacktschnecke. Die eingeleitete Geburt nach 42 Schwangerschaftswochen und der KAISER Schnitt nach 24 Stunden Wehen betrachtete ich als "Erlösung". Ich hatte nie das Gefühl einer normalen Geburt "beraubt" worden zu sein.

Schon im Januar 2012, als ich erfolgreich nach langer Warterei über den Test gepisst habe war für mich klar, das diese zweite Geburt nicht wie die Erste verlaufen sollte! Ich hatte sozusagen von der Ersten Minute Angst, dass etwas schief gehen könnte. Für mich war klar, dass ich niemals wieder einleiten würde. Eher würde ich einen geplanten Kaiserschnitt in Betracht ziehen. Eigentlich wollte ich diese zweite Geburt versöhnlicher gestalten als die Erste.

Doch irgendwie klappte das nicht so. Mir war beinahe 4 Monate Dauerschlecht. Sagenhaftes Timing, haben wir genau in dieser Zeit bei meinem Mami gewohnt und unser Haus umgebaut. Rechtzeitig auf das Ende der Kotzerei habe ich beinahe die ganze Familie ausgelöscht als ich das Pfefferauto zu Schrott gefahren habe. Diese Nacht im Spital und die grosse Angst um einer Plazentablösung haben mich beinahe wahnsinnig gemacht. Wenn man so lange auf eine Schwangerschaft wartet macht so eine Diagnose in der Schwangerschaftswoche 16 einem Krank. Diese Angst um das so kleine Wunder in mir habe ich bis zum Schluss nicht weggebracht. Dauernd versuchte ich mit meinen Händen den Bauch und das ungeborene Leben in mir zu schützen. Mir war es nicht mehr wohl bei grossen Menschenansammlungen. Etwas das ich absolut nicht gekannt habe aus der ersten Schwangerschaft. Dort waren wir an Konzerten in der Ersten Reihe, ich stets mit dem Gefühl von allen "beschützt" zu werden.

Dann rechtzeitig vor den Sommerferien hat meine Ärztin bei einem Routineultraschall Wasser auf dem Köpfchen entdeckt. Nach mehreren Besuchen im KSA konnten die Ärzte Entwarnung geben. Doch meine Angst ist geblieben. Bis jetzt. Bei jedem noch so kleinen nicht normalen Entwicklung denke ich: Könnte es etwas im Köpfchen sein, geht es dem kleinen Mann gut?!

Ein grosser Unterschied war jedoch in dieser Schwangerschaft meine Sportlichkeit. Wenn ich während der Ersten Schwangerschaft absolut nicht aktiv war, ich denke der die Wege zu diversen Haustüren bei meiner Tätigkeit im Aussendienst darf ich nicht dazuzählen, mutierte ich bei der zweiten Schwangerschaft beinahe zur Sportskanone. Wir walkten regelmässig einmal die Woche. Die Wochenenden verbrachten wir als Familie hauptsächlich auf unsere E Bikes. Wir machte oft grössere Velotouren.

Das Baby in mir war wahnsinnig aktiv. Man sagte mir das sei so bei dem zweiten. Oft erwähnte ich ich spüre das Kind so wahnsinnig weit oben. Als sie dann in der 34 SSW feststellten dass die Plazenta Praevia totales ist. Logo spürte ich den kleinen Wurm so gut...
So eine Plazenta Preavia bedeutet, dass es unmöglich ist normal zu gebären. Wir Frauen würden allwäg verbluten und die Versorgung vom Kind ist auch sehr schlecht. Die Chancen für uns beide war also nicht sehr gut.
Jäno dachte ich. Kommt halt noch ein Problem dazu. Auch das packen "wir".

Irgendwie war ich auch ein klein wenig erleichtert. Ich wusste nun, dass möglichst nahe am Geburtstermin ein geplanter Kaiserschnitt stattfinden würde. Alles wurde planbar. Dachte ich.
Ich fing mich mit dem geplanten Kaiserschnitt anzufreunden. Ich war ein bitzeli naiv... Ich machte mit dem Spital einen Termin ab um alles genau zu planen. Ich wollte mit den zuständigen Personen reden. Meine Wünsche äussern. Meine Hebamme besuchte mich vorgeburtlich. Wir erarbeitet eine Liste was mir und auch meinem Mann wichtig ist. Ich dachte ich sei perfekt vorbereitet.

Dann am 2ten August, lange vor meinem Termin mit den weissen Götter und auch lange vor dem errechneten Geburtstermin hatte ich am Morgen früh starke unerwartete Blutungen. Ich musste sofort ins Spital. Dramatik pur. Innerhalb von wenigen Minuten wurden wir auf eine eventuelle Geburt vorbereitet. Ein sehr sympathischer Anästhesist redete von Vollnarkose, ausgeschlagenen Vorderzähnen und einem massivem Blutverlust etc. war die Rede. Meine Wünsche gingen ein kleines bisschen unter... Irgend wie waren wir zwei in diesen Minuten zwar die wichtigsten und doch so gar nicht da!

Ich musste 4 Tage im Spital bleiben. Dann war ich Blutungsfrei. Ganz offensichtlich hat es dem kleinen Mann bei mir gefallen. Er hat jedes Mal gekämpft. Ich durfte bist zu dem nun abgemachten Kaiserschnitt zu Hause bleiben. Mit der strikten Anordnung absolut nichts zu heben. Einfacher gesagt als gemacht. Klein A. war gerade seit 2 Wochen Tagsüber trocken und musste alle 5 Minuten zur Toilette. Doch wir haben uns organisiert. Dank 4 Häfis und den tollen IKEA Schemmeli und meiner Familie. Trotz allem war es zu Hause traumhaft. Die heissen Sommertage in diesem August 2012 sind nicht gemacht um auf plastifizierten Spitalmatratzen zu nächtigen.

Am 22 en August, 20 Tage nach der Blutung sind wir um 06.30 Uhr ins KSA gefahren. Das Risiko auf erneute Blutungen war zu gross. Die Ärzte wollten nicht länger warten. In der SSW 38 angekommen. Nach unendlich vielen Ängsten und Sorgen einfach nur noch Nudelfertig. Das ganze Rösslispiel war bereit. Nur für uns. Seit diesem Tag um 8 Uhr verstehe ich niemanden mehr, der den Wunsch auf eine geplante Sectio hat. SORRY! Einen Notkaiserschnitt OK, mit Komplikationen OK..sich das aber einfach so zu Wünschen, wie es z.B. die Promis tun...ein absolutes NEIN!

Unser Sohn war absolut noch nicht bereit für diese Welt. Ich hatte für diese Geburt, wohlwissend das nichts planbar ist, nur einen Wunsch. Gebt mir das Kind auf den Bauch. Während dem zuebüetze....! Gebt mir mein Kind.
Klein D. kam am 22. August um 08:34 zur Welt. Ich lag da wie der gekreuzigte Jesus. Wusste nicht ist das Kind noch in mir oder schon draussen. Wusste nicht sein Geschlecht...hörte keinen Mucks. Er wollte nicht recht atmen. Seine Werte waren nicht gut. Dann der erlösende Schrei....


Ich bin Partnerin und Mami von den besten 3 Männern!





...ich wollte wieder einmal MERCI sagen.

Meinem Mann der sich tausendmal hinterfragt hat, weshalb er mir diesen grossen Wunsch auf eine zweite Schwangerschaft ermöglicht hat.
Meinen Schwestern, fürs zuhören, mitkommen ins Spital und dort nachzufragen, wenn ich keine logischen Gedanken mehr hatte.
Mami, sorry dass du dir auch sagenhafte 32 Jahre nach meiner Geburt immer noch Sorgen machen musst. Vielen lieben Dank für deine tolle Mithilfe. Ohne dich wäre es wieder einmal nicht möglich gewesen!
Meinen Walkerinnen..was wäre ich ohne euch?!
Isabelle...es gibt beinahe keine Worte.
Freunde die ins Spital kamen.
Familienmitglieder die angerufen haben.
Freunde die nachfragen.

DANKE euch allen vielmals.

Ich verspreche euch... ich werde niemals mehr schwanger sein.
Kuss
Eve.






6 Kommentare:

  1. Liebe Eve, danke für deine schonungslose Offenheit!
    Es war mir absolut nicht bewusst, was Ihr durchgemacht habt, und ich bin froh, dass es euch gut geht.
    Mit Deinem trockenen aber treffenden Humor löst Du immer wieder gekonnt die aufgebaute Anspannung. Trotz - oder gerade wegen der Dramatik spannend und auf sonderbare Weise unterhaltsam zu lesen. You pissed the test, lady!

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  2. Liebe Eveline, soeben auf deinen Blog gestossen und das mit den Kaiserschnitten kenn ich nur allzugut.. vielleicht sollte ich auch mal einen Beitrag darüber schreiben... ;) Danke für deine Ehrlichkeit...

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    1. Herzlichen Dank für deinen Kommentar! Es tut gut darüber zu schreiben.

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  4. Vielen Dank für Deinen ehrlichen, wunderbaren und zu Tränen rührenden Text!! Es sollte mehr solche Bloggerinen geben.
    Alles Liebe und Gute für Dein 4er Team

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