Donnerstag, 18. Juni 2015

Lambada!

––Lambada!
Immer wenn ich diesen Song höre, werde ich fröhlich. Gut gestimmt. Tolerant und nachgiebig.
Ich verzeihe.
In Null Komma nichts!
Dieser Song aus den 90igern legt bei mir einen Schalter um.
Wenn er läuft, hat nichts negatives Platz.
Dieser Song versetzt mich in einen positivsten Moment meiner Schulzeit.
Doch mehr dazu später.

Kennt ihr diesen Menschen, der am Morgen mit nur einem einzigen Ziel aufsteht?
Dieses Ziel ist DICH aggressiv zu machen.
Dich bis aufs Blut zu ärgern.
Sodass es dich halb wahnsinnig macht.
Du ausrasten möchtest...

Oft hat dieser Mensch es „allwäg“ schon bei anderen Menschen versucht und sein Stresspegel und seine sichtbare Unzufriedenheit lebt er dann bei DIR so richtig aus.

Oft sind diese Menschen Pensionäre, arbeiten im Detailhandel oder sind Lehrer.

Ich habe mir schon ganz früh geschworen nie so zu werden.
Egal wie es mir geht. Meine Unmut, mein Schmerz oder meine verdammte PMS-bedingte Störung soll niemand fremdes zu spüren bekommen...
(Anmerkung: Ich entschuldige mich hiermit öffentlich bei meiner Familie, die das ertragen muss...)
Nur weil ich schlecht aufgestanden bin, kann ich das doch nicht an meinem Gegenüber auslassen.

Ich arbeite im Detailhandel, werde hoffentlich einmal pensioniert. Ich kann mir dieses gesteckte Ziel somit jeden Tag bewusst vors innere Auge drücken.
Nie, gar nie bin ich vorsätzlich negativ zu einem Kunden.
Nie, gar nie bin ich vorsätzlich negativ zu einem mir unbekannten Menschen.

Diese Freude am Fremden wurde mir in der vierten Klasse tagtäglich vorgelebt. Sie war dermassen prägend, dass ich sie nie vergessen werde.
Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine freudlose Schulzeit erlebt. Gar nicht so arg schlimm, aber einfach nicht lustig.
Dass Lernen Spass machen könnte, ein Lehrer motivieren und Freude verbreiten könnte, das war mir nicht bewusst.
Dann kam Fräulein Meyer.
Stieg aus ihrem kleinen, schwarzen Automobil und zäck - hatte sie mich im Sack.
Sie war nicht nur Lehrerin, nein, sie war das Tor zu einer neuen Welt.
Auf spielerische und freundliche Art frassen ihr zwei Klassen aus der Hand.
Wir lernten nebst dem normalen Schulalltag viele, viele unvergessliche Sachen.
Unter anderem lernten wir Lambada tanzen.
Ich kann nicht tanzen.
Damals nicht und auch heute noch nicht.
Aber ich konnte zuschauen.
Und die Freude sehen.
Und das liebe ich!
Vor und nach ihr konnte mich nie wieder jemand so motivieren.
Aber wie wohl jedes Kind in meiner Klasse blieb etwas Fräulein Meyer an mir hängen.
Ich wusste, wenn ich einmal arbeite tue ich das mit der Freude die sie uns vorgelebt hat.
Wie freudlos es sonst so in der Schule sein kann, wusste ich ja bereits!

Und doch, zurück zu den Flachwixxern, die jeden Morgen aufstehen und uns auf den Senkel gehen.
Hatten wohl eine scheiss Schulzeit.
Soll vorkommen.

Vor einem Monat hatte ich beim ortsansässigen Modelbau-Flüügerliplatz unverschuldet Lämpe mit einem Pensionär.
Mein Flyer parkte dort, wo er durch wollte.
Anstatt mich anzusprechen hat er gezündet.
Ich habe gegrüsst. Freundlich.
War etwas irritiert.
Warum redet er über mich?!
Warum grüsst der nicht?
Bereits aufgestanden um das Velo wegzufahren schaue ich etwas ratlos zu meinem ebenfalls anwesenden Schwager.
Meine Buben kucken auch verdattert.
Was hat dieser Mann...?
Ich komme ja schon!
Ich bin ein Kind der 90iger. In solchen Fällen suche ich immer die versteckte Kamera.
Doch da war keine.
Dieser alte Sack motze mich einfach weiter an.
Ohne Luft zu holen.

Nach einem kurzen Schlagabtausch, der für mich nicht befriedigend ausgegangen ist, verliess ich mit meinen Buben und dem verhasstem Fahrrad den Kriegsplatz.
Mein Schwager hat ihm dann noch die Meinung gesagt.
Leider habe ich dieses Schauspiel verpasst.
Mein Schwager ist nämlich nicht der Mutigste... aber wenn der sich für etwas einsetzt, wird es immer direkt.

Äniwäy!
Letzten Samstag war ich und mein „Kollege“ wieder auf dem Flüügerliplatz.
Ich erneut als Zuschauerin.
Plus Minus dieselben Menschen wie beim Veloproblem.
Man hat sich ignoriert.
Aber gegrüsst habe ich nicht mehr.
Mein Schwager und mein kleiner Sohn liessen ihre Gewaltsmaschinen in den Himmel steigen. Fasziniert schaue ich zu. Da sehe ich wie der alte Sack nervös den Kopf schüttelt und sein Flieger ungebremst auf den Boden knallt.
Totenstille!
Kein Flügerlimensch sagt etwas.
Niemand eilt zu Hilfe.

Ich kann nicht mehr anders. Es ist wie ein Zwang in dieser Ruhe, in diesem betretenen Wegschauen kommt ein hysterisches Lachen aus mir heraus. Es zerreisst mich. Ich mache mir beinahe in die Hosen. Tränen strömen über mein Gesicht.
Glucksend nehme ich die Hand von meinem Sohn und sage.
„Adie metenand. Das war mal ein toller Ausflug.“

Und während dem Weglaufen sage ich entschuldigend zum Präsidenten:
„Sorry aber der war nicht nett zu mir!“

Und was sagt er?
„Der ist zu niemandem nett....!“

Also Leute.
Es ist ganz einfach.
Aufstehen, nett sein.
Wenn das nicht möglich sein sollte, bitte im Bett/Haus bleiben.

Herzliche Grüsse,
Eve


Ps. Sollte irgend jemand zu A.C. Meyer (ledig) Kontakt haben oder sie kennen, bitte diese Geschichte weiterleiten.
Sie war GRANDIOS! Danke tuusig.