Ich bin ein klassisches Migroskind.
Meine Mutter hat in keinem anderen
Laden eingekauft.
Ich bin sozusagen mit Duttis Produkten
gross geworden.
Seit ich einen eigenen Haushalt habe,
führe ich diese Tradition weiter.
Nicht ganz so streng wie meine Mutter,
aber weiter.
Im Gegensatz zu meiner Mutter
vergleichen wir Preise, schauen auf Aktionen, profitieren von Online
Shops und berücksichtigen für vergessen Gegangenes auch mal den
ortsansässigen Laden.
Das hätte mein Mami nie gemacht. Diesen überteuerten Krämerladen mit dem schlechten Gemüse besuchte
sie nicht einmal, als sie noch über kein Auto verfügte und der Bus
noch sehr selten in die nächste Stadt fuhr.
(Anmerkung: Er fährt noch nicht
wirklich kundenfreundlicher als noch vor 20 Jahren)
Als ich ein Kind war, kam einmal in der
Woche der Migroswagen zu uns ins Dorf. Für mich eine wahnsinnig
faszinierende Sache. Unglaublich, was es dort alles zu kaufen gab.
Ich mag mich noch gut an den Klang der ausfahrenden Treppchen
erinnern. Meine Schwester und ich stürmten jeweils den Bus mit
voller Vorfreude. Speziell das Eisfach hat mich immer sehr
fasziniert. Später wurde meine Mutter eine gute Kundin von der
Familie Vollenweider. Diese führt seit Jahren im Nachbardorf einen
Migros Partner. Das ist eine Migros, die auch noch Fremdprodukte
verkaufen darf. Ich glaube aber, so ein Produkt wurde dort von uns
noch nie eingekauft. Der Laden war munzig. Die unmöglichsten
Produkte lagen nebeneinander im Regal. Auch Frischprodukte hatte es.
Alles, was in diesem Migros nicht lagerbar war, konnte die gute
Geschäftsfrau organisieren. Bis heute sind wir dieser Familie treu
geblieben. Auch wenn die Schlange an der Kasse in der „neuen“,
grösseren Migros durch die gesamte Kosmetikabteilung führt und du
gemütlich beim Anstehen noch die Haushaltabteilung begutachten
kannst, stets wirst du freundlich und sehr zuvorkommend bedient!
Dann, etwas später wurden wir mobil.
Meine Mutter hatte sich ein eigenes Auto gekauft.
Darauf legt sie übrigens bis heute
grossen Wert. Sie hat es selber bezahlt!!
Mit dem ersten eigen verdienten Geld
und einem „Zustupf von Moma“.
Kleinere Besorgungen wurden immer noch
in Seon gemacht. Für den Grosseinkauf fuhr sie jedoch einmal die
Woche nach Buchs ins MMM.
Ich habe es geliebt! Es war der
schönste und tollste Laden weit und breit. Manchmal hat meine Mutter etwas
Zeit gestohlen, fragt mich nicht wie, und ist mit uns Kinder ins
Restaurant. Zu dieser Zeit waren Wintergärten noch nicht soo
bekannt. Doch das ganze Dach von der Migros Buchs war verglast. Vögel
hausten im urwaldähnlichen Wald. Dazwischen hatte es metallene Bänke
und Tische. Es war traumhaft. Das Geschirr konntest du auf so ein
Karussell stellen und wenn du genug Geduld hattest, konntest du
deinen verschmutzten Teller mehrmals begutachten. Dort oben hatte es
damals einen kleinen M-Electronics. Es wurden nämlich auch alle
elektronischen Geräte konsequent im Migros eingekauft.
Und glaubt mir, davon hatte es bei uns
einige!
Was das anbelangt waren wir immer sehr
IN..
Ja, ich darf behaupten, ich bin ein
Migros Kind.
Ich kenne die Damen vom Empfang. Das
geniale Team beim Käse. Ich kenne Frau Lüscher von der
Wurstabteilung. Okay, ich gebe es zu, ich liebe Frau Lüscher. Ich
schaue den Bäckern seit Jahren mit viel Freude über die Schulter.
Gewisse Frauen die die Regale auffüllen sind schon dort so lange ich
mich zurück erinnern kann. Gerade in der Kosmetikabteilung wurde mir
heute wieder geholfen von so einer Frau. Auch an den Kassen, nur
bekannte Gesichter. Ich mag es, wenn an Festtagen der „Chef“ beim
Eingang steht. Das sind alles Sachen welche mir auffallen und mir an
meiner Migros so gefallen. Ein grossartiger Job machen diese Menschen
aus meiner Sicht.
Jeder der „meine Migros“
kritisierte, schaute ich entgeistert an. Denn ich persönlich bin
noch nie unfreundlich bedient worden..
..bis letzten Monat!!
Aber was mir da im M-Electronics unten
passiert ist grenzt eh an alles.
Wenn das der Dutti wüsste..
Mein Mann hatte online einem Laptop
gesehen. Nachdem er sich nun bei meinem kleinem M-Budget-Laptop
beinahe die Augen ruiniert hat, fanden wir, es sei an der Zeit für
eine neue Anschaffung.
Wir schlichen durch die Regale,
schauten uns um, doch der online Gesehene war nicht ausgestellt. Wir
suchten Verkaufspersonal. Das junge, kaugummikauende, sehr
unmotivierte Menschlein, das WIR ansprechen sagte in einem sehr
unfreundlichem Ton: „Es hät nor, was es hät.“
Ahhhrgghh...!!
Jetzt mal für alle, die im Verkauf
arbeiten Klartext. Dieser Spruch ist veraltet, saufrech und sehr
deplatziert bei Kunden, die sich vorgängig informiert haben.
Darum..
Ich: Sind sie sicher?
Sie: Ja!
Ich: Wollen wir wetten?
Sie: Bin mir nicht sicher..
AHA!
Als sie dann auch noch genervt
reagiert, reisst mir der Geduldsfaden und ich sage zu ihr:
Na dann bringen sie mir halt ein
Verkaufspersonal das Bescheid weiss...!!
Eine weitere Dame gesellt sich zu mir
und meinem Mann. Dieser darf dann der Frau erklären, wie man auf die
Homepage von M-Electronic geht und sie den gewünschten Laptop
gemeinsam finden.
Lotto..es gibt ihn!!
Jetzt braucht sie nur noch die
Artikelnummer. Gefühlte 2 Stunden später haben mein Mann und sie
(kein Witz) im PC auch diese gefunden. Es hat 2 der gewünschten
Kistli an Lager. Fasziniert stellt die Verkäuferin fest, dass sie
tatsächlich Aktion sind. Das sogar schon mehrere Tage...
Ob sich echt im Lager noch andere
vergünstigte Produkte treffen, die sich dort sicher gut verkaufen,
frage ich mich?!
Dann möchte die Verkäuferin Ro doch
noch bedienen. Elan kommt in das Verkaufsgespräch. Irgendwie hat sie
den Faden von der letzten Verkaufsschulung wieder gefunden. Sie
erklärt ihm anhand des Produktbeschrieb, um was es genau geht. Es
sei ein ganz schöner Laptop, meint sie. Ultraflach., und dann möchte
sie uns den ganzen Beschrieb erklären. Ich verfalle ab der Aussage,
es sei ein schöner Laptop in einen hysterischen Lachanfall, welcher
mein Mann nur unterbrechen kann indem er der Frau erklärt er könne
lesen....ER wisse Bescheid.
Ro ist nach dieser Tortur sichtlich
gezeichnet.
Als ich die Verkäuferin dann noch
freundlich frage, wo ich „echt“ die Zwillingsnadel zur MIGROS
Nähmaschine erhalte und mich diese entgeistert anschaut und fragt:
Zwilling?!...
...höre ich meinen Mann gepresst
ausatmen. 15 gemeinsame Jahre haben ihn geprägt und ich sehe ihm
deutlich an, dass er sich überall hin wünscht, nur möchte er just
in diesem M-Electronics nicht mit mir sein. Ich höre wie er zu mir
sagt:
Nicht jetzt Eveline, bitte nicht jetzt,
wir haben doch den Laptop, lass uns nach Hause gehen. Lass gut
sein...ich mag nicht mehr… bitte....
und ich ihn anpfurre und sage: NEIN so
nicht, ich will bedient werden....
Das ist mein verdammtes Recht. Ich
bin gute Kundin hier....
..und beinahe überbeisse und etwas
agressiv:
„ZWILLING JA“ schreie....
In weiteren 15 Minuten muss ich einer
nicht informierten Verkäuferin erklären, dass sie zur hauseigenen
Nähmaschine auch Zubehör verkaufen. Sie meint, ich sei die erste,
welche nach diesem Zubehör fragt. Ich weiss, dass das nicht stimmt,
was ich ihr wiederum natürlich nicht vorenthalte. Ebenfalls erkläre
ich ihr, dass es unmöglich meinen Job sei, zuerst den Laptop und
dann auch noch das Nähzubehör zu suchen. In ihrem PC. Es sei ihre
Aufgabe darüber Bescheid zu wissen. Sie müsse sich über ihre
Produkte informieren, oder dann halt wissen wo es zu suchen sei!!
Sie hört mir nicht zu...
Jäno..
Zwischendurch bedaure ich, dass ich
nicht einfach die Bernina Nähmaschine gekauft habe. Die wissen dort
bestimmt, von was ich Nähanfängerin spreche...
10 Tage später kann ich die Nadeln
abholen. Ich habe sicherheitshalber zwei Stück gekauft.
Um weitere 5 Tage später zu merken,
dass ich die Zwillingsnadel für Jerseystoff benötigt hätte.....
Sorry, aber ich gehe nie wieder.
Bestelle mir den Plunder neu online ins Haus.
Ich glaube, das ist auch die Strategie
von der Migros. Unmöglich können sie so tolles Personal in ihren
Läden haben und solch unmögliches im Elektronikbereich.... Ich
glaube die wollen gar nichts verkaufen...
Wollen wir wetten?
;o)
Es Grüsst euch herzlich,
Eveline