Donnerstag, 23. Mai 2013

Dutti


Ich bin ein klassisches Migroskind.
Meine Mutter hat in keinem anderen Laden eingekauft.
Ich bin sozusagen mit Duttis Produkten gross geworden.

Seit ich einen eigenen Haushalt habe, führe ich diese Tradition weiter.
Nicht ganz so streng wie meine Mutter, aber weiter.
Im Gegensatz zu meiner Mutter vergleichen wir Preise, schauen auf Aktionen, profitieren von Online Shops und berücksichtigen für vergessen Gegangenes auch mal den ortsansässigen Laden.
Das hätte mein Mami nie gemacht. Diesen überteuerten Krämerladen mit dem schlechten Gemüse besuchte sie nicht einmal, als sie noch über kein Auto verfügte und der Bus noch sehr selten in die nächste Stadt fuhr.
(Anmerkung: Er fährt noch nicht wirklich kundenfreundlicher als noch vor 20 Jahren)

Als ich ein Kind war, kam einmal in der Woche der Migroswagen zu uns ins Dorf. Für mich eine wahnsinnig faszinierende Sache. Unglaublich, was es dort alles zu kaufen gab. Ich mag mich noch gut an den Klang der ausfahrenden Treppchen erinnern. Meine Schwester und ich stürmten jeweils den Bus mit voller Vorfreude. Speziell das Eisfach hat mich immer sehr fasziniert. Später wurde meine Mutter eine gute Kundin von der Familie Vollenweider. Diese führt seit Jahren im Nachbardorf einen Migros Partner. Das ist eine Migros, die auch noch Fremdprodukte verkaufen darf. Ich glaube aber, so ein Produkt wurde dort von uns noch nie eingekauft. Der Laden war munzig. Die unmöglichsten Produkte lagen nebeneinander im Regal. Auch Frischprodukte hatte es. Alles, was in diesem Migros nicht lagerbar war, konnte die gute Geschäftsfrau organisieren. Bis heute sind wir dieser Familie treu geblieben. Auch wenn die Schlange an der Kasse in der „neuen“, grösseren Migros durch die gesamte Kosmetikabteilung führt und du gemütlich beim Anstehen noch die Haushaltabteilung begutachten kannst, stets wirst du freundlich und sehr zuvorkommend bedient!

Dann, etwas später wurden wir mobil. Meine Mutter hatte sich ein eigenes Auto gekauft.
Darauf legt sie übrigens bis heute grossen Wert. Sie hat es selber bezahlt!!
Mit dem ersten eigen verdienten Geld und einem „Zustupf von Moma“.
Kleinere Besorgungen wurden immer noch in Seon gemacht. Für den Grosseinkauf fuhr sie jedoch einmal die Woche nach Buchs ins MMM.

Ich habe es geliebt! Es war der schönste und tollste Laden weit und breit. Manchmal hat meine Mutter etwas Zeit gestohlen, fragt mich nicht wie, und ist mit uns Kinder ins Restaurant. Zu dieser Zeit waren Wintergärten noch nicht soo bekannt. Doch das ganze Dach von der Migros Buchs war verglast. Vögel hausten im urwaldähnlichen Wald. Dazwischen hatte es metallene Bänke und Tische. Es war traumhaft. Das Geschirr konntest du auf so ein Karussell stellen und wenn du genug Geduld hattest, konntest du deinen verschmutzten Teller mehrmals begutachten. Dort oben hatte es damals einen kleinen M-Electronics. Es wurden nämlich auch alle elektronischen Geräte konsequent im Migros eingekauft.
Und glaubt mir, davon hatte es bei uns einige!
Was das anbelangt waren wir immer sehr IN..

Ja, ich darf behaupten, ich bin ein Migros Kind.

Ich kenne die Damen vom Empfang. Das geniale Team beim Käse. Ich kenne Frau Lüscher von der Wurstabteilung. Okay, ich gebe es zu, ich liebe Frau Lüscher. Ich schaue den Bäckern seit Jahren mit viel Freude über die Schulter. Gewisse Frauen die die Regale auffüllen sind schon dort so lange ich mich zurück erinnern kann. Gerade in der Kosmetikabteilung wurde mir heute wieder geholfen von so einer Frau. Auch an den Kassen, nur bekannte Gesichter. Ich mag es, wenn an Festtagen der „Chef“ beim Eingang steht. Das sind alles Sachen welche mir auffallen und mir an meiner Migros so gefallen. Ein grossartiger Job machen diese Menschen aus meiner Sicht.

Jeder der „meine Migros“ kritisierte, schaute ich entgeistert an. Denn ich persönlich bin noch nie unfreundlich bedient worden..

..bis letzten Monat!!

Aber was mir da im M-Electronics unten passiert ist grenzt eh an alles.
Wenn das der Dutti wüsste..

Mein Mann hatte online einem Laptop gesehen. Nachdem er sich nun bei meinem kleinem M-Budget-Laptop beinahe die Augen ruiniert hat, fanden wir, es sei an der Zeit für eine neue Anschaffung.
Wir schlichen durch die Regale, schauten uns um, doch der online Gesehene war nicht ausgestellt. Wir suchten Verkaufspersonal. Das junge, kaugummikauende, sehr unmotivierte Menschlein, das WIR ansprechen sagte in einem sehr unfreundlichem Ton: „Es hät nor, was es hät.“

Ahhhrgghh...!!

Jetzt mal für alle, die im Verkauf arbeiten Klartext. Dieser Spruch ist veraltet, saufrech und sehr deplatziert bei Kunden, die sich vorgängig informiert haben.

Darum..

Ich: Sind sie sicher?
Sie: Ja!
Ich: Wollen wir wetten?
Sie: Bin mir nicht sicher..
AHA!

Als sie dann auch noch genervt reagiert, reisst mir der Geduldsfaden und ich sage zu ihr:
Na dann bringen sie mir halt ein Verkaufspersonal das Bescheid weiss...!!

Eine weitere Dame gesellt sich zu mir und meinem Mann. Dieser darf dann der Frau erklären, wie man auf die Homepage von M-Electronic geht und sie den gewünschten Laptop gemeinsam finden.

Lotto..es gibt ihn!!

Jetzt braucht sie nur noch die Artikelnummer. Gefühlte 2 Stunden später haben mein Mann und sie (kein Witz) im PC auch diese gefunden. Es hat 2 der gewünschten Kistli an Lager. Fasziniert stellt die Verkäuferin fest, dass sie tatsächlich Aktion sind. Das sogar schon mehrere Tage...

Ob sich echt im Lager noch andere vergünstigte Produkte treffen, die sich dort sicher gut verkaufen, frage ich mich?!

Dann möchte die Verkäuferin Ro doch noch bedienen. Elan kommt in das Verkaufsgespräch. Irgendwie hat sie den Faden von der letzten Verkaufsschulung wieder gefunden. Sie erklärt ihm anhand des Produktbeschrieb, um was es genau geht. Es sei ein ganz schöner Laptop, meint sie. Ultraflach., und dann möchte sie uns den ganzen Beschrieb erklären. Ich verfalle ab der Aussage, es sei ein schöner Laptop in einen hysterischen Lachanfall, welcher mein Mann nur unterbrechen kann indem er der Frau erklärt er könne lesen....ER wisse Bescheid.


Ro ist nach dieser Tortur sichtlich gezeichnet.

Als ich die Verkäuferin dann noch freundlich frage, wo ich „echt“ die Zwillingsnadel zur MIGROS Nähmaschine erhalte und mich diese entgeistert anschaut und fragt:

Zwilling?!...

...höre ich meinen Mann gepresst ausatmen. 15 gemeinsame Jahre haben ihn geprägt und ich sehe ihm deutlich an, dass er sich überall hin wünscht, nur möchte er just in diesem M-Electronics nicht mit mir sein. Ich höre wie er zu mir sagt:

Nicht jetzt Eveline, bitte nicht jetzt, wir haben doch den Laptop, lass uns nach Hause gehen. Lass gut sein...ich mag nicht mehr… bitte....

und ich ihn anpfurre und sage: NEIN so nicht, ich will bedient werden....
Das ist mein verdammtes Recht. Ich bin gute Kundin hier....

..und beinahe überbeisse und etwas agressiv:
„ZWILLING JA“ schreie....

In weiteren 15 Minuten muss ich einer nicht informierten Verkäuferin erklären, dass sie zur hauseigenen Nähmaschine auch Zubehör verkaufen. Sie meint, ich sei die erste, welche nach diesem Zubehör fragt. Ich weiss, dass das nicht stimmt, was ich ihr wiederum natürlich nicht vorenthalte. Ebenfalls erkläre ich ihr, dass es unmöglich meinen Job sei, zuerst den Laptop und dann auch noch das Nähzubehör zu suchen. In ihrem PC. Es sei ihre Aufgabe darüber Bescheid zu wissen. Sie müsse sich über ihre Produkte informieren, oder dann halt wissen wo es zu suchen sei!!

Sie hört mir nicht zu...

Jäno..

Zwischendurch bedaure ich, dass ich nicht einfach die Bernina Nähmaschine gekauft habe. Die wissen dort bestimmt, von was ich Nähanfängerin spreche...

10 Tage später kann ich die Nadeln abholen. Ich habe sicherheitshalber zwei Stück gekauft.

Um weitere 5 Tage später zu merken, dass ich die Zwillingsnadel für Jerseystoff benötigt hätte.....

Sorry, aber ich gehe nie wieder. Bestelle mir den Plunder neu online ins Haus.
Ich glaube, das ist auch die Strategie von der Migros. Unmöglich können sie so tolles Personal in ihren Läden haben und solch unmögliches im Elektronikbereich.... Ich glaube die wollen gar nichts verkaufen...

Wollen wir wetten? 
;o)
Es Grüsst euch herzlich,
Eveline






Montag, 6. Mai 2013

Raichle reich!


Letzten Monat war ich wieder einmal in der grossen Stadt.
Ich hatte mich auf ein Znacht mit zwei wunderbaren Menschen verabredet.
Vorgängig wollte ich mit einer guten Freundin ein bisschen einkaufen.

Kleider kaufen mit Zeitdruck ist mir ein Greuel.
Hier finde ich ja nichts gescheites und da ich mit zwei kleinen Kindern nie mehr alleine unterwegs bin, musste daher so ein Kinderfreier Einkaufstag her!
Daher der Trip in die grosse Stadt.

Ich hätte lieber in der Zeit etwas alkoholisches getrunken. Gibt ja ein, zwei schöne Plätze in Zürich, wo man dies gemütlich tun könnte.
Aber nein.
Kleider braucht die Frau!


Eine grausame Aufgabe. Ich hasse es.
In einem Laden sind wir sagenhafte 20 Minuten angestanden.
Vollbepackt wie ein Maulesel stehe ich in einer Schlange, wie sie nur noch aus DDR Zeiten bekannt ist und hoffe sehnsüchtig auf etwas wie ein positives Einkaufsende.


Die grell leuchtenden Spotlampen scheinen dir auf den Körper und machen jeder spanischen Sonne im Hochsommer Konkurrenz.
Anscheinend hat es die hier bekannte LED Technik noch nicht ganz auf Zürich geschafft!
Mir wird langsam heiss und heisser. Ein Ende der Schlange ist trotzdem noch nicht in Sicht.
Endlich, ich passiere die Kabinenkontrolle. Logischerweise hat das Landei zu viele Kleiderstücke dabei. Ich habe eine munzige Handtasche dabei. Entnervt erkläre ich einem spindeldürren Kind, dass ich unmöglich etwas klauen kann. Jedes weitere Kleidungsstück an mir fällt auf und ich würde mit nur einer Lage mehr sofort an einem Hitzeschock sterben.
Sie schaut mich etwas entgeistert an...
Langsam richtig gereizt dränge ich mich in eine schmudlige und enge Umziehkabine, die wiederum grell beleuchtet ist.
Dankbar ziehe ich meinen Mantel ab, hänge die Tonne Kleider, welche über meinen halb abgestorbenen Arm baumelt an einen Hacken und massiere meinen schlecht durchbluteten Unterarm.
Ich bin schweissnass.
Langsam mache ich mich ans Anprobieren.

Richtig angepisst bin ich aber erst, als mir von den 8 ausgesuchten (!!) Kleiderstücken gerade 1 (!!!!) einziges wirklich passt.
Verdammt, warum können die die Kleider nicht mit der richtigen, fairen Kleidergrösse belabeln?

Etwas emotional denke ich an die Zeit zurück, wo mir noch fast alles gepasst hat und mir die Kleider inklusive Getränk in die Kabine geliefert wurden.
Damals hat aber auch eine Jeans so viel gekostet wie der ganze Ausflug nach Zürich an diesem Samstagnachmittag!!!

Also anderer Laden, neues Glück.
Es läuft besser. Deutlich weniger Gedränge vor den Kabinen und tatsächlich ein, zwei Sachen die sogar an mir toll aussehen.
Meine Stimmung steigt.
Auch werden meine Freundin und ich in diesem Laden von dem wohl nettesten Mann ergänzt.
Meine Stimmung steigt noch mehr!

Dann will meine Kollegin noch in “the House of Brands“.
Ich: wohin?!
Sie: In den Jelmoli, du Landei.
In die Sportabteilung dort.
Ich beginne zu nörzen..
Was soll ich dort machen?!
Ich stehe nicht wie sie auf hunderfränkige Flatterhöschen zum Turnen. Da ich schlicht keinen Sport mache, wo es solch Flatterhöschen benötigt.
Aber nicht so sie…
Also nichts wie los. Erobern wir halt noch den Sportabteil.
Mir hätte ja die Haushaltsecke mehr Spass gemacht.
Dachte ich.

Aber was hat es in der Sportabteilung?
Was he?
Richtig!
Schuhe.
Es hat Turnschuhe.
Viele bunte Schuhe.
Ich flippe ein wenig aus.

Wir probieren einige an, die anderen streicheln wir nur uns stellen sie wieder zurück.
Dann sehe ich ihn.
Einen Wanderschuh.
Pink.
So einen, wie ihn der Herr Hartmann im Schweizer Fernsehen immer trägt.
So einen wie ich ihn immer schon wollte.
Ich bin verliebt.

Schuhe sind für mich Seelenbalsam. Auch wenn ich seit der 2ten Schwangerschaft um 3 sagenhaft grössere Grössen trage, bin ich mit meinen Füssen doch so ziemlich im Frieden.
Klar „reuen“ mich die vielen schönen Tretdinger welche mir nicht mehr gehen. Aber im Gegensatz zu meinen Kleidern bin ich mir zu jeder Sekunde bewusst, dass ich sie ohne Probleme ersetzten kann.
Ich ziehe sie an und wir harmonieren.
Nichts zippt, ist eng oder schmerzt.
Das war schon immer so.
Ich liebe Schuhe.
Schuhe finde ich immer.

Noch im Jelmoli sende ich meinem Mann per SMS ein Foto.
Kommentarlos und nur mit dem Preis.
Er schreibt zurück: KAUFEN!
Ich denke mir: Der hat Nerven...bei meinem 20%-Pensum...



Ich habe Zürich an diesem Abend ohne Wanderschuhe verlassen.
Trotzdem rundum glücklich.


Doch zu Hause habe ich allen von diesem Schuh erzählt.
Wie schön er sei..

Vor 14 Tagen hatten wir an einem Samstag nur den kleinen Mann bei uns.
Der Grosse war beim Grosi.
So konnten wir in den Sportladen im Nachbardorf.
Der Mann suchte einen neuen Turnschuh.
Im Ladeneingang, Sicht nach vorne, was sehe ich dort?
Es leuchtet Pink.
Mein Wanderschuh.
Okay denke ich.
Der will wirklich zu mir.

Sie mussten ihn bestellen. Grösser als gedacht. Letzte Woche wurde er geliefert.
Er war zu klein.
Also noch eine Grösse grösser.
Kein Problem.
Ist ja ein Schuh...

Aber etwas muss ich erwähnen.
Ich bin mit diesem Schuh eventuell ein bisschen overdressed.
Ihn als simplen Wanderschuh zu bezeichnen ist nicht ganz fair.
Er ist der schönste Schuh weit und breit, und ich kann mit ihm locker grosse Bergtouren machen.
Ich mag mich vage erinnern gehört zu haben, wie die Verkäuferin etwas von Steigeisen zu mir gesagt hat.
Ich konnte ihr nicht genau zuhören, so verliebt war ich.
Taub sozusagen.
Nicht aufnahmefähig für andere Vorschläge, wie zum Beispiel braune, halbhohe Wanderschuhe.
Nein ich wollte diesen...

So kommt es, dass ich jetzt Raichle reich bin! Ich besitze ein neues paar Schuhe und ich habe Schulden bei meinem Mann. Sicher bis 2014...

.....und gell Simi, das mit der Gletscherwanderung machen wir....bald...Das mit den Steigeisen
Die Schuhe dazu habe ich jetzt ja ;o)

Liebe Grüsse,
Eveline