Dienstag, 26. November 2013

Der lange Weg zu den Sommervögel


Fahrt ihr mit öffentlichen Verkehrsmitteln?
Ich nicht, oder nur ganz selten.
Auch wenn es bei meinem Fahrstil sicher geeigneter wäre.
Warum nicht mehr, fragt ihr euch jetzt sicherlich.
Die Antwort ist einfach. Ich vertrage es nicht.

Muss mir glaubs für die weiteren Reisen ein kleines Schlagwerkzeug besorgen.
Ich möchte immer Menschen ab-, wenn nicht beinahe zu Tode schlagen.
Oft bin ich auf solchen Reisen immer sehr deutlich die Tochter von meinem Vater...

Ist doch wahr. Unglaubliche Menschen befördern und betreuen uns in diesen Bussen und Zügen.
Gerade in letzter Zeit habe ich es erneut ausprobiert. Dieses komfortable Reisen. Dieses Nichtstun...

War mit der Familie mit dem Zug unterwegs. Auf den Weg zu den Sommervögeln. Wir mussten 3 Mal umsteigen. Grässlich. Hatte den Kinderwagen dabei. Unmögliche Sache. Zuerst holst du dir einen Bruch um überhaupt in den Zug zu kommen. Dann bist du endlich in ihm, kommst aber nicht weiter. Meine Mutter hatte Erste Klasse bezahlt. Vor diesen Wagen hat es nicht einmal so ein „Drogenabteil“ Ihr kennt es. Oder? Dieses Abteil mit den Graffitis, den zerkratzten Scheiben, dem Sperma an der Wand und dem aufklappbaren Rollstuhlsitz. Nur dass ein Rollstuhlfahrer unmöglich alleine hoch kommt. Alleine diese kleine aber fiese Rampe ist ja unmöglich. Und helfen tut ja in der heutigen Zeit auch niemand mehr. Die stürmen ja alle schon in den Zug, bevor überhaupt alle ausgestiegen sind.
Nur noch geiler als diese Bernzüge sind die, welche in Richtung Zürich fahren. Einmal dort drinnen geht es nur hoch oder runter. Kinderwagenbesitzer oder wieder die gehbehinderten Menschen treffen sich somit auf der klebrigen untersten Stufe, wo sich komischerweise tolle Gespräche ergeben.

Also da stehe ich also dank der Hilfe von meiner Schwester mit zwei Kinderwagen in diesem Erst Klasse Vorwagen. Ein minimaler Raum und ein Scheisshaus hat es dort. Platz um einen Kinderwagen zu deponieren nicht. Der Kinderwagen ist jedoch bepackt mit allem, was wir so an einem Tag brauchen. Ich kann unmöglich alles entladen. Für die kurze Fahrtzeit. Auch habe ich an meinem „Wägeli“ nach 4 Jahren in meinem Besitz immer noch Freude. Ich möchte nicht, dass er gestohlen oder kaputt gemacht wird. Also schleicke ich mich mit dem Wagen zum ersten freien 4er Abteil. Unsere Kinder sind friedlich, alle lächeln uns nett an.
Bis der Kontrolleur kommt.
Wuii. Da ist der Spass zu Ende.
Das gehe so aber gar nicht, meint er. Bevor er uns begrüsst oder unsere Billette kontrolliert.
Ich müsse den Kinderwagen vorne deponieren.
Ich bin von null auf hundert.
Da fährst du Erste Klasse und wirst immer noch wie der letzte Abschaum behandelt.
Mein Puls vom Stress beim Einsteigen hat sich soeben beruhigt und die Schweissflecken den Rücken herab sind am trocknen. Mein mitgebrachtes Gipfeli schmeckt ausgezeichnet. Ich wollte das Nichtstun geniessen. Ich freue mich auf die Sommervögeli.
Leicht angepisst aber noch beherrscht frage ich: Wo vorne?
Er: Dort vorne...
Ich: Ich bin aber dort hinten eingestiegen.
Ja das sei mein Problem, meint er. Hinten hätte es extra Platz für Kinderwagen (und sicher auch für Rollstühle, Skier, Koffer und und und...)
Ich versuche dem unfreundlichen Mann klar zu machen, dass ich unmöglich wissen könne, wo ich einsteigen müsse. Ich hätte halt eine 1 gesehen und peng war ich drinnen. Oft steige ich ein und laufe nicht den ganzen Zug nach geeigneten Einsteigemöglichkeiten ab. Auch sei ich jetzt hier und ich mache niemandem Ärger, störe nicht und somit bleibe mein Wagen auch hier.
Basta.
Er wollte es nicht recht verstehen, liess mich aber sitzen.
Eigentlich hätten wir, nachdem ich seinen Nachnamen verlangt habe und er Nullkommanichts freundlich wurde auch noch beinahe den „Rank“ gefunden. Wir waren sozusagen schon fast beste Freunde. Er hat mir angeboten beim Aussteigen zu helfen etc. Als sich seine Kollegin zu ihm gesellte und uns in Hochdeutsch noch einmal „zusammenpfiff“ war für mich die SBB Sache für lange wieder geklärt.
Meine Schwester hat mir dann geholfen beim Aussteigen.

Lieber fahre ich Auto. Grottenschlecht. Ein anderes Thema. Aber irgendwie sind dort immer alle nett zu mir. Und Platz hat er auch. Der Kinderwagen!!


P.S: Hinten war gleich wie vorne. Ich habe es mir angeschaut. Blöder Affe...

Und noch was, das war jetzt die Zuggeschichte. Die Busstory kommt demnächst!

Allzeit gute Fahrt,
Eve


...War's dann wenigstens schön im Pappilliorama? Fragt mein Lektor! Ja traumhaft schön und ziemlich gut erreichbar mit dem Zug ;o)