Ich mag mich gut daran erinnern wie ich
so da lag. Frisch entbunden worden von meinem Sohn und eine Stinkwut
im Bauch auf meine Freundin.
Nichts aber gar nichts hat sie erzählt.
Was da alles auf mich zukommen würde.
Vor allem gefühlstechnisch!!
Dies wurde mir heute wieder einmal aufs
Neue klar.
Wir walken durch unseren Bezirk.
Schritt für Schritt einem neuen Lebensgefühl entgegen. Um halb acht
zwängen wir uns aus den Federn. Jeden Sonntag. Bei jedem Wetter! 3
Mütter. Allesamt gute Schläfer zu Hause. Inklusive Männer. Niemand
zwingt uns. Weiss nur der Teufel, warum mein Ranzen das nicht schätzt
und endlich kleiner wird! Mehr als 3 Jahre Training ignoriert er nun
bereits erfolgreich.
Während diesen 2 Stunden und unzählig
gelaufenen Schritte diskutieren wir alles. Wir weinen, reden,
besprechen und motivieren uns. Manchmal streiten wir uns, aber noch
öfter lachen wir auch, bis die Bäuche zittern....
Nichts scheint dieser Freundschaft
etwas anhaben zu können. Hier im Wald schweisst es uns zusammen.
Macht drei total verschiedenen Frauen zu Verbündeten. Freundinnen
halt.
Jede von uns hat Kinder. Unsere Quote
scheint 3,2,1 zu sein. Geschehen nicht Wunder denke ich, sie bleibt
so.
Als wir an diesem traumhaften Sonntag
Morgen also den Eichberg bezwungen haben und wir uns dem Abstieg
nähern, haben wir ausgeredet. Jobpläne sind geschmiedet. Die
fehlenden Entwicklungen der Kinder werden positiv geredet. Die
neusten Familiensorgen ausdiskutiert und ein Frauen Nachtessen
geplant. (Der Bauch brauch ja Futter bei dem vielen Sport, hihi..)
Dann kommen wir in Fahrt. Wir stellen
Theorien auf. Wir meinen, mit einer weiteren Schwangerschaft und
Geburt könnte FRAU Vorhergegangenes eventuell optimieren. Richtig
machen. Spass daran haben. Aus Fehlern lernen.
Mit jedem Kind könnte es einfacher
werden...!
Noch während dem Laufen merke ich,
dass das alles Humbug ist.
Besser machen? Optimieren. Ich lache
laut auf.
Ich selber habe es nicht geschafft.
Jedes Mal, wenn ich mich darauf
konzentriere, wie es beim ersten Kind gewesen ist und das beim
zweiten auch so umsetzen möchte, macht mir der kleine Mann einen
Strich durch die Rechnung. Alles ist neu, halt anders. Und langsam
denke ich, es wird so bleiben. Mein Leben lang.
Mein Gott. Ist das Logbuch für
werdende Mütter nicht einfach grausam schlecht geführt? Auf nichts
aber gar nichts wirst du aufmerksam gemacht.
Ein kleiner Vergleich?
Okay.
Ich besitze einen VW Bus. Wunderschönes
Teil. Geräumig.
Für die kommenden Ferien wollte ich
die Sitzpositionen ändern.
Platz schaffen.
Gewaltige Ideen hatte ich im Kopf.
In etwa so, wie sich eine Schwangere
gewisse Sachen nach der Geburt vorstellt.
Tolles Kopfkino.
Oft sehr romantisch und gut überlegt.
Zurück zum Bus.
Die Sitzbank nach vorne. Ein einzelner
Sitz nach hinten.
Soweit mein Plan.
Schnell wurde mir beim Begutachten der
dafür vorgesehenen Schienen klar, irgendwie geht das nicht.
Entnervt hebe ich den bestimmt gut 30
Kilo schweren Einzelsitz aus dem Auto.
Wer verdammt ist bei VW für die
Sitzplatzanordnung zuständig.
Sicher ein Mann...
Ich schaue einmal von links dann
rechts.
Kein hilfsbereiter Mensch in
unmittelbarer Nähe.
Mit Weinen komme ich somit nicht
weiter.
Also richte ich ladylike meine
Kleidung, fluche einmal so richtig feste und krame etwas genervt die
„Betriebsanleitung“ heraus.
Ich zitiere, Seite 83: Einzelsitze
niemals hinter der Dreier Sitzbank einbauen.
Scheisse denke ich, bei den Franzosen
geht das doch auch!
Aber das Problem ist gelöst.
Wer lesen kann, ist im Vorteil.
Und nun der Vergleich:
Donnerstag ist bei uns Spielgruppentag.
Ich bin gerne pünktlich. Vorbereitet.
Das alles bereitet mir eigentlich auch
mit zwei Kindern keine grosse Mühe.
Rechtzeitig wecke ich die Buben. Dann
wird gefrühstückt, Zähne geputzt und schon bald sind wir
abfahrtbereit. Ganz normaler Ablauf.
Doch beinahe an jedem zweiten
Donnerstag Morgen kurz vor Abfahrt, entscheidet sich unser zweites
Wunder, seine gesamte und mühsam getrunkene Milch auszuspucken. Auch
auf mich. Zeitmanagement passt noch. Also mit 2/3 rauf und in neue
Kleider. Mein perfektes Hausfrauenbild gerät langsam in Schieflage.
Sicher schauen wir auch in der zweiten Kleidergarnitur akzeptabel
aus… aber es ist halt nicht wie geplant.
Dann wieder runter. Frühstücktisch
aufräumen. Alle Kinder runter. Schuhe anziehen. Wieder hochspringen
da wir etwas vergessen haben. Nicht die Nerven verlieren, weil wir
noch nachschauen müssen, ob echt der Postbote schon gekommen ist und
der grosse Mann natürlich selber aufschliessen möchte. Wenn wir
jetzt abfahren, denke ich im Stillen, dann sind wir noch immer
supergenial pünktlich bei den Ersten...
Ich setze mich selber unter Druck.
Niemand verlangt bei den Ersten zu sein. Ich bin mir dessen bewusst.
Dann hebe ich den kleinen Mann in den
Maxi Cosi. Irgendwie, fragt mich nicht wieso, hebt man automatisch
Babys immer an der eigenen Nase vorbei. Ist euch das auch schon
einmal aufgefallen. Mütter riechen immer an den Windelpopos der
eigenen Kindern.
So während dem Anheben denke ich
nein...!!
Jetzt hat der auch noch die Windeln
vollgedonnert.
Heilige Scheisse...
Also hoch. Es kommt zum erneuten
Kleiderwechsel. Entnervt ziehe ich das, was halt so kommt zum
Kleiderkasten heraus.
Wir kommen auf die Minute genau in der
Spielgruppe an.
Nein, nicht zu spät.
Aber ich fühle mich nicht gut.
Habe meine Erwartungen hoch angesetzt
und konnte sie nicht einhalten.
Keinem Mensch fällt auf, dass wir „zu
spät“ sind.
Wenn ich ehrlich zu mir bin, weiss ich,
dass es wohl allen so ergangen ist heute Morgen...
Wenn das mit den Kindern nur so einfach
wäre wie bei meinem VW Bus. Wir lesen und lesen. Wir setzen uns
unter Druck. Abertausende richtige Antworten. Jeder hat noch einen
Tipp. An gewissen Tagen überrollen uns Selbstzweifel, Vorwürfe,
Angst und Schrecken mit einander. Manchmal habe ich das Gefühl, am
Abend sei nur noch meine Hülle da. Der Rest sei ausgesaugt und liege
irgendwo...unauffindbar. Ausgespuckt ;o)
Versteht mich nicht falsch. Meine Tage
sind wundervoll. Doch auch wunderbare Tage fordern dich. Immerzu
diese verdammt Angst. Mache ich es recht. Geht es ihnen gut?!
Simis und mein Vorschlag ist für den
Arsch. Silvia könnte noch gut 5 weiter Kinder bekommen. Irgendetwas
würde immer sein. Aber wir werden auch das ausdiskutieren. Nächsten
Sonntag um halb Acht.
Hebeds Guet,
Eve