––Lambada!
Immer wenn ich diesen Song höre, werde
ich fröhlich. Gut gestimmt. Tolerant und nachgiebig.
Ich verzeihe.
In Null Komma nichts!
Dieser Song aus den 90igern legt bei
mir einen Schalter um.
Wenn er läuft, hat nichts negatives
Platz.
Dieser Song versetzt mich in einen
positivsten Moment meiner Schulzeit.
Doch mehr dazu später.
Kennt ihr diesen Menschen, der am
Morgen mit nur einem einzigen Ziel aufsteht?
Dieses Ziel ist DICH aggressiv zu
machen.
Dich bis aufs Blut zu ärgern.
Sodass es dich halb wahnsinnig macht.
Du ausrasten möchtest...
Oft hat dieser Mensch es „allwäg“
schon bei anderen Menschen versucht und sein Stresspegel und seine
sichtbare Unzufriedenheit lebt er dann bei DIR so richtig aus.
Oft sind diese Menschen Pensionäre,
arbeiten im Detailhandel oder sind Lehrer.
Ich habe mir schon ganz früh
geschworen nie so zu werden.
Egal wie es mir geht. Meine Unmut, mein
Schmerz oder meine verdammte PMS-bedingte Störung soll niemand
fremdes zu spüren bekommen...
(Anmerkung: Ich entschuldige mich
hiermit öffentlich bei meiner Familie, die das ertragen muss...)
Nur weil ich schlecht aufgestanden bin,
kann ich das doch nicht an meinem Gegenüber auslassen.
Ich arbeite im Detailhandel, werde
hoffentlich einmal pensioniert. Ich kann mir dieses gesteckte Ziel
somit jeden Tag bewusst vors innere Auge drücken.
Nie, gar nie bin ich vorsätzlich
negativ zu einem Kunden.
Nie, gar nie bin ich vorsätzlich
negativ zu einem mir unbekannten Menschen.
Diese Freude am Fremden wurde mir in
der vierten Klasse tagtäglich vorgelebt. Sie war dermassen prägend,
dass ich sie nie vergessen werde.
Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine
freudlose Schulzeit erlebt. Gar nicht so arg schlimm, aber einfach
nicht lustig.
Dass Lernen Spass machen könnte, ein
Lehrer motivieren und Freude verbreiten könnte, das war mir nicht
bewusst.
Dann kam Fräulein Meyer.
Stieg aus ihrem kleinen, schwarzen
Automobil und zäck - hatte sie mich im Sack.
Sie war nicht nur Lehrerin, nein, sie
war das Tor zu einer neuen Welt.
Auf spielerische und freundliche Art
frassen ihr zwei Klassen aus der Hand.
Wir lernten nebst dem normalen
Schulalltag viele, viele unvergessliche Sachen.
Unter anderem lernten wir Lambada
tanzen.
Ich kann nicht tanzen.
Damals nicht und auch heute noch nicht.
Aber ich konnte zuschauen.
Und die Freude sehen.
Und das liebe ich!
Vor und nach ihr konnte mich nie wieder
jemand so motivieren.
Aber wie wohl jedes Kind in meiner
Klasse blieb etwas Fräulein Meyer an mir hängen.
Ich wusste, wenn ich einmal arbeite tue
ich das mit der Freude die sie uns vorgelebt hat.
Wie freudlos es sonst so in der Schule
sein kann, wusste ich ja bereits!
Und doch, zurück zu den Flachwixxern,
die jeden Morgen aufstehen und uns auf den Senkel gehen.
Hatten wohl eine scheiss Schulzeit.
Soll vorkommen.
Vor einem Monat hatte ich beim
ortsansässigen Modelbau-Flüügerliplatz unverschuldet Lämpe mit
einem Pensionär.
Mein Flyer parkte dort, wo er durch
wollte.
Anstatt mich anzusprechen hat er
gezündet.
Ich habe gegrüsst. Freundlich.
War etwas irritiert.
Warum redet er über mich?!
Warum grüsst der nicht?
Bereits aufgestanden um das Velo
wegzufahren schaue ich etwas ratlos zu meinem ebenfalls anwesenden
Schwager.
Meine Buben kucken auch verdattert.
Was hat dieser Mann...?
Ich komme ja schon!
Ich bin ein Kind der 90iger. In solchen
Fällen suche ich immer die versteckte Kamera.
Doch da war keine.
Dieser alte Sack motze mich einfach
weiter an.
Ohne Luft zu holen.
Nach einem kurzen Schlagabtausch, der
für mich nicht befriedigend ausgegangen ist, verliess ich mit meinen
Buben und dem verhasstem Fahrrad den Kriegsplatz.
Mein Schwager hat ihm dann noch die
Meinung gesagt.
Leider habe ich dieses Schauspiel
verpasst.
Mein Schwager ist nämlich nicht der
Mutigste... aber wenn der sich für etwas einsetzt, wird es immer
direkt.
Äniwäy!
Letzten Samstag war ich und mein
„Kollege“ wieder auf dem Flüügerliplatz.
Ich erneut als Zuschauerin.
Plus Minus dieselben Menschen wie beim
Veloproblem.
Man hat sich ignoriert.
Aber gegrüsst habe ich nicht mehr.
Mein Schwager und mein kleiner Sohn
liessen ihre Gewaltsmaschinen in den Himmel steigen. Fasziniert
schaue ich zu. Da sehe ich wie der alte Sack nervös den Kopf
schüttelt und sein Flieger ungebremst auf den Boden knallt.
Totenstille!
Kein Flügerlimensch sagt etwas.
Niemand eilt zu Hilfe.
Ich kann nicht mehr anders. Es ist wie
ein Zwang in dieser Ruhe, in diesem betretenen Wegschauen kommt ein
hysterisches Lachen aus mir heraus. Es zerreisst mich. Ich mache mir
beinahe in die Hosen. Tränen strömen über mein Gesicht.
Glucksend nehme ich die Hand von meinem
Sohn und sage.
„Adie metenand. Das war mal ein
toller Ausflug.“
Und während dem Weglaufen sage ich
entschuldigend zum Präsidenten:
„Sorry aber der war nicht nett zu
mir!“
Und was sagt er?
„Der ist zu niemandem nett....!“
Also Leute.
Es ist ganz einfach.
Aufstehen, nett sein.
Wenn das nicht möglich sein sollte,
bitte im Bett/Haus bleiben.
Herzliche Grüsse,
Eve
Ps. Sollte irgend jemand zu A.C. Meyer
(ledig) Kontakt haben oder sie kennen, bitte diese Geschichte
weiterleiten.
Sie war GRANDIOS! Danke tuusig.