Als ich diese Geschichte im Kopf
„z‘Fade gschlage“ habe, stand ich gerade unter der Dusche.
Meine Kinder spielten friedlich im Kinderzimmer.
Noch war ich mir nicht bewusst, was für
eine dramatische Wendung diese Kopfgeschichte gleich noch machen
würde.
Alle Risikofallen hatte ich
weggeschafft oder in sicherer Höhe verstaut.
Ich hatte das Absperrgitter zu gemacht
und hörte auch unter der Dusche, was dort so abgeht.
Perfekt organisiert das Ganze!
Ich wollte über den normalen Stress
einer berufstätigen Mutter schreiben.
Darüber, wie grausam viel Arbeit das
Zurarbeitgehen mit sich bringt.
Darüber, dass das kein Ehemann,
Partner verstehen kann. Auch wenn er sonst so ganz fest sich im
Familienleben mit einbringt. So wie das mein Partner tut.
Er findet mein Pensum lachhaft und
versteht absolut nicht, was daran problematisch oder stressig sein
könnte.
Er, der tagtäglich viele Emails und
Telefonate hat.
Organisieren und Planen muss.
Mitdenken..
5 Stunden sagt er immer zu mir...Was
soll daran bitte stressig sein?!
Er, der jeden Morgen in einer
Mordsfrühe das Haus verlässt. Eingekleidet in einem frisch
gebügeltem Hemd von mir. Ohne Stress oder Kinder, die beschäftigt
werden müssen.
Die müssen angezogen werden. Igs
tausend mitgeh Sachen müssen bereitgestellt werden.
Ich fühle mich ammigs wie vor den
Ferien. Und dann, wenn alles bereit ist, muss ich mich selber noch
bereit machen.
Versteht mich bitte nicht falsch. Ich
arbeite sehr gerne. Habe ein grandioses Team und meine Arbeit macht
mir viel Freude, aber bis ich dort bin ist es, bescheiden gesagt,
eine riesen Büetz!
Schon nur bei einem homöopathischen
Pensum von 20 Prozent. Soviel arbeite ich nämlich!
Wenn ich ehrlich bin hasse ich es.
Oft arbeite ich erst nach dem Mittag.
Das heisst, ich habe den Morgen noch für uns. Ich mache das
Frühstück und versuche das ganze Erdgeschoss wieder in ein normales
Wohnzimmer zu verwandeln. Ich gebe mir grösste Mühe, das Haus so zu
verlassen, dass, wenn ich abrupt sterben würde, kein allzu grosses
Chaos im Haus hinterlassen würde.
Kurz vor dem Mittag versuche ich dann
meine gesamten 170 Zentimeter auf ein Maximum zu pimpen.
Das heisst ich dusche mich. Dann mache
ich die Haare, schminke mich uns ziehe mich ordentlich an.
Alles Sachen, die an den anderen 6
Wochentagen nicht zwingend notwendig sind.
Natürlich könnte ich auch am Abend
zuvor duschen. So wie sonst. Das bringt einfach nichts, weil ich dann
bis 12 Uhr wieder nicht businessmässig daher komme. Meine Kinder
sehen immer wie aus dem Ei gepellt aus. An mir klebt immer irgendwo
Zmorgenresten, die Schnupfennase wird an mir abgeputzt und ich bin
schön geschätzte 20 Mal ins erste Stockwerk hochgetrabt und habe
lebenswichtige Sache meinen Söhnen gereicht. Kurz, ein Halbmarathon
ist wenig dagegen und ich müffele...
So wechsle ich also kurz vor 13 Uhr
frisch geduscht und die Haare schön das Stockwerk und schaue in
Unterwäsche bekleidet meinen Söhnen beim Spielen zu. Diese sind zu
diesem Zeitpunkt bereits angezogen und gefüttert. Frische Windeln am
Arsch und eigentlich bereit, das Haus zu verlassen.
Während ich mich schminke fangen die
beiden einen kleinen Streit an. Der kleine Mann ist auf dem Hochbett
und das passt dem grossen gar nicht. In weiser Voraussicht habe ich
unter das Hochbett unseren Fatboy deponiert. Im Spiegelkasten habe
ich die beiden in Blick. Ich sehe mit einem Auge, wie der Grosse sich
vor dem Kleinen aufplustert. Er hat Angst, dieser könne
runterstürzen. Der Kleine stösst diesen und will an ihm vorbei.
Spontan kommt mir Manni Matter in den Sinn und ich stimme in ein
Hansjakobli und‘s Babettli ein. Der Grosse singt mit und springt
vom Hochbett.(Anmerk. Für alle Übermütter, wir haben kein sehr
hohes Hochbett!). Der Fatboy rutscht mit. Mir schwant nichts Gutes.
Daher lege ich das Schminkzeug weg.
Der Kleine schnallt noch nicht, dass
der Grosse weg ist und stösst immer noch aber nun, leider, ins
Leere!!
Ich hechte los. Halbnackt. Versuche
panisch das Absperrgitter zu lösen und komme nur ein zwei Sekunden
zu spät. Der kleine Mann fällt elegant, grindsvoraaa, in die kleine
Lücke zwischen Fatboy und Hochbetttreppe.
Lotto!
Ich nehme ihn Hoch. Suche das Blut.
Nix.
Wuff.
Kein Blut ist immer ein gutes Zeichen.
Auf meinem frisch bezogenen Bett
untersuche ich ihn.
Keine Schramme. Keine Beule.
Erleichterung macht sich in mir breit.
Nocheinmalgutgegangen...denke ich atemlos!
Dann höre ich ein Würgen und bemerke
wie mir mein Sohn in meine frisch gewaschenen Haare kotzt!
Wieder zu spät... denke ich!
Scheisse.
Vor dem inneren Auge sehe ich, wie die
Zeit knapp wird. Ich muss noch einmal unter die Dusche. Wir alle
brauchen neue Kleider und ich müsste doch jetzt den Kleinen
beobachten. Ist er auffällig, fehlt im etwas. Mein Gott wäre es
einfach jetzt zu Hause zu bleiben. Zusammen ins Bett zu gehen und
etwas Mittagsschlaf zu halten?
Als ich meinem Partner davon berichte
und ein bisschen Unterstützung erbettle, fragt er mich nur: Was
macht denn der Kleine auf dem Hochbett?!
Entnervt versuche ich ihm klar zu
machen, dass ich mich am bereitmachen bin. Für meinen Job. Dass sie
ja irgendwo sein müssen. Ich sie nicht non stopp eins zu eins
betreuen könnte.
Aber er, er der jedem Morgen in aller
Ruhe das Haus verlässt, er hat natürlich keine Ahnung wie das hier
alles zu und her geht...
Er versteht es natürlich nicht...aber
ihr, ihr versteht mich doch, gelled?!
Herzliche Grüsse,
Eve