Samstag, 1. Februar 2014

Nein, Nein, Nein... JA!


Schon eine halbe Ewigkeit besuche ich mit meinem Sohn die Physiotherapie.
Lange habe ich der ganzen Welt versucht zu erklären, dass ich ihn auch behalte, wenn er niemals im Leben das Laufen erlernt.
Was er aber natürlich tun wird...irgendwann. Das war allen von Anfang an klar.
Das wurde mir immer gesagt.
Er ist ja nicht krank oder behindert.

Er ist einfach ER!

Lange habe ich nicht verstanden, wofür diese Therapie gut sein soll.
Ich habe an die enormen Gesundheitskosten in der Schweiz gedacht und mich ehrlich gesagt grausam über diese verordneten Stunden genervt.
Habe es als unnötige Geldmacherei angeschaut.
Verstand meinen sonst genialen Kinderarzt nicht.
War sauer auf die Therapeutin.
Einfach, weil sie es war die aufzeigte, was nicht gut war.
Auch wenn sie nett zu uns war. Ich war wütend auf sie. Ganz weit in mir drinnen!
Habe mich darüber gestört, dass man Kinder nicht mehr Kinder sein lässt.
Alle vergleichen und normen will.
War traurig, warum uns das passiert.

Er nicht selbst bestimmen darf wann ER etwas erlernen will.
Dass man mir non stopp Angst macht.
Immer dieses Kopfkino..
Ist er wirklich nicht behindert?
Fehlt im wirklich nichts?

Nur weil der kleine Racker auch mit neun Monaten noch nicht krabbeln wollte!

Dann habe ich einer Freundin davon erzählt. Und dieser wunderbare Mensch, diese grandiose Mutter, mein Mami Vorbild, hat mich angehört und mich dann gefragt:
„Jo ond, Eveline, goht er de gern?“

Gute Frage!
Und wie so oft war diese kleine Frage so ein wichtiger Denkanstoss.
Einmal in sich zu gehen. Das Ganze von Aussen anzuschauen. Diesen kritischen Standpunkt zu verlassen. Aufzuhören auf die ganze Welt wütend zu sein. Es zu akzeptieren.
Das Gute darin zu sehen.
Auf das Bauchgefühl zu vertrauen!

Ja, sprudelt es aus mir raus. Er liebt es! Er geniesst diese Stunde nur mit mir und er turnt für sein Leben gern! Fahre ich mit dem Auto am Gebäude vorbei, fuchtelt er mit seinen kleinen Armen und zeigt mir deutlich, dass er gerne dort ist. Es gibt kein Halten, er will dorthin.
Er mag die Therapeutin.
Kurz, er mag alles dort.
UND ICH?
Ich mag die Stunde. Diese Stunde nur mit meinem kleinen Sohn!
Und wenn ich ganz ehrlich bin, auch ich mag die Frau. Seine Therapeutin!

Wie Vieles wurde einfacher. Wie Vieles ist einfacher wenn man es akzeptiert. Nicht wütend ist.
So wunderbare Möglichkeiten entstehen. Wenn man sich auf etwas einlässt und das Positive daran sieht.

Heute habe ich lange mit der Therapeutin geredet. Privat. Ganz tolle Ansichten hat diese Frau. Viele wie ich.
Auch sie ist Mutter.
Sie macht ihren Job, ich meinen.
Ihr Unrecht zu tun, nur weil sie mein Kind therapiert, war nicht fair und ziemlich dumm von mir!





Ich bin meinen Freunden so dankbar.
Dafür dass sie mich anhören.
Nicht immer meiner Meinung sind.
Und trotz Dauerbequatschung von meiner Seite ihren Standpunkt vertreten und mir ab und an die Augen öffnen...

...so wie ich vielleicht euch jetzt.

Danke fürs Zuhören und Umsetzen.

Nicht alles ist schlecht!
Nicht immer ;o)

Herzliche Grüsse,
Eve